Der Kinderladen Aktion Vorschulerziehung kann weitermachen und sucht nun Kooperationspartner.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Es heißt durchatmen im Kinderladen an der Parlerstraße: „Wir haben erst einmal Bestandsschutz“, sagt Martin Himmelsbach, der Finanzvorstand des Vereins. So ist es in einem Treffen beschlossen worden, das zwischen Vertretern der neun Stuttgarter Hortgruppen und des Dachverbands der Stuttgarter Eltern-Kind-Gruppen und dem Jugendamtsleiter Bruno Pfeifle Anfang November stattgefunden hat. Die freien Horte, die Schülerläden, also auch der Kinderladen, werden so lange in ihrem bisherigen Umfang gefördert, bis der Bedarf an ihrem Angebot ausläuft. Das Jugendamt will keinen Aufnahmestopp für die Horte verordnen, so das Ergebnis dieses Gesprächs.

 

„Das ist eine große Erleichterung“, sagt Martin Himmelsbach. Besonders die Eltern der jüngeren Kinder seien beruhigt, da sie nun wüssten, dass die Kinder weiterhin betreut sind. 85 Prozent der Ausgaben der Einrichtung werden von der Stadt getragen, deshalb ist man besonders froh, dass auch die Förderung weiterlaufen soll. Der Kinderladen hatte im Frühjahr im Bezirksbeirat Nord Alarm geschlagen und Existenzängste angesichts der Umstellung auf Ganztagsschulen mit Ganztagsbetreuung vermeldet (wir berichteten).

Keine Schließtage im Kinderladen

Rund 50 Kinder werden im Kinderladen betreut, im Alter von zwei bis zwölf Jahren. Himmelsbach schätzt, dass der Kinderladen in den nächsten Jahren eher mehr denn weniger Zulauf haben wird. „Wir haben keine Schließtage, und bei uns werden die Kinder über zehn Jahre hinweg dauerhaft betreut.“

Nun gilt es für den Kinderladen, sich für die Zukunft aufzustellen: Die Mühlbachhofschule, die Grundschule, die direkt gegenüber vom Kinderladen liegt, will teilgebundene Ganztagsschule werden, sobald der benötigte Turnhallenneubau steht. Wie sich der Kinderladen hier einbringen kann, darum soll sich der neugegründete Arbeitskreis „Offenheit“ kümmern. „Wir wollen auch alle anderen Einrichtungen für Kinder im Bezirk abklappern und sehen, wo eine Kooperation sinnvoll wäre und funktionieren kann“, kündigt Martin Himmelsbach an.

Kooperation ist überhaupt das Zauberwort: die ist den freien Horten auch vonseiten des Jugendamts auferlegt worden. Diese Zusammenarbeit setzt der Kinderladen zum Teil auch schon um, und zwar mit den beiden jungen Männern, die momentan beim Kinderladen den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. „Beide machen beim SV Prag Fußballtraining mit Kindern, und einer hilft zusätzlich bei der Essensausgabe in der Mühlbachhofschule“, berichtet Himmelsbach. Die beiden Sportvereine SV Prag und der Tennisclub Weissenhof sind alleine schon aufgrund der Nähe zum Kinderladen für gemeinsame Projekte vorgemerkt. Der Kinderladen möchte mit seiner Arbeit auch Probleme wie die Ausgrenzung unter Kindern oder Geschlechtergerechtigkeit angehen.

Der Traum vom Bildungscampus

Bereits bei der erwähnten Bezirksbeiratssitzung im Frühjahr hatte Martin Himmelsbach von einem Bildungscampus gesprochen: „Wir stellen uns einen Campus vor, auf dem die Mühlbachhofschule, der Kinderladen, der SV Prag und der TC Weißenhof gemeinsam agieren. Wir möchten keine Konkurrenz zum Ganztagesbetrieb sein, sondern eine Ergänzung.“

Jutta Münzner, die Leiterin der Mühlbachhofschule, hält die Arbeit des Kinderladens für wichtig. „Wir treffen uns regelmäßig, um über unsere Zusammenarbeit zu sprechen. Es ist mir auch ein Anliegen, den Kinderladen in die Ganztagesbetreuung einzubinden.“ Wie das genau aussehen könnte, dazu kann die Pädagogin noch nichts sagen. „Dazu ist es noch zu früh. Über unseren Antrag auf Umwandlung zur Ganztagsschule muss ja erst noch entschieden werden.“