Kinderpornos auf dem Computer – ein 44-Jähriger entgeht nur haarscharf einer Haftstrafe. Allerdings verhängt das Gericht eine außergewöhnlich lange Bewährungsfrist von vier Jahren.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Backnang - Die Ehefrau hat von nichts geahnt. Umso größer war ihr Schreck, als am frühen Morgen des 23. Juli 2015 die Polizei vor der Wohnungstür stand. Der 44-jährige Angeklagte war noch im Schlafanzug, als die Fahnder ihren Durchsuchungsbeschluss vorzeigten. Die Frau, die ihren Mann erst im Jahr zuvor geheiratet hatte, las darauf den Grund für die Razzia: Kinderpornografie. „Sie war völlig geschockt. Er hat sich angezogen und ist dann zu ihr ins Wohnzimmer. Ich muss dir was sagen, hat er zu ihr gesagt“, berichtet ein 39-jähriger Beamter des Landeskriminalamtes, der nun als Zeuge vor dem Backnanger Amtsgericht aussagte.

 

Australische Fahnder kapern unerkannt ein Kinderporno-Forum

Auf die Computeradresse des 44-jährigen Backnangers war die Polizei durch Kollegen in Australien gekommen. Im Bundesstaat Queensland hatten Fahnder im April 2015 eine Internetseite im sogenannten Darknet mit dem Namen „Lovezone Board“ ins Visier genommen. Den australischen Polizisten gelang es nicht nur, einen VIP-Account des Pädophilenforums zu „kapern“, sondern auch die IP-Adressen einiger Teilnehmer in aller Welt zu entschlüsseln. Darunter war auch der Computer des 44-Jährigen, der zugab, zwei Mal auf der Seite gewesen zu sein und sich kinder- und jugendpornografische Bilder heruntergeladen zu haben.

Die australischen Ermittler kontaktierten die Behörden in Deutschland, worauf die Kriminalpolizei in Waiblingen aktiv wurde. Diese observierte den Computer des ahnungslosen 44-Jährigen, der sich nach seinen Angaben am 11. November 2014 erstmals auf der Seite eingeloggt hatte. Dazu musste er verschiedene Bedingungen erfüllen, wie einer der Ermittler berichtete, die seit Jahren kriminellen Pädophilen im Internet nachspüren.