Es ist ein Fall von außergewöhnlicher Brutalität - und die Ermittler gehen bei der Aufklärung außergewöhnliche Wege. Ein unbekannter Täter soll ein kleines Mädchen sexuell missbraucht haben. Nun wenden sich die Behörden mit einer „letzten Maßnahme“ an die Öffentlichkeit.
Frankfurt/Main - Mit Fotos des missbrauchten minderjährigen Opfers fahnden Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) nach einem unbekannten Sexualstraftäter. Bei dem ebenfalls noch nicht identifizierten Opfer handelt es sich laut Mitteilung vom Montag um ein vier bis fünf Jahre altes Mädchen. Der Täter soll das Kind im Zeitraum von Oktober 2016 bis Juli 2017 mehrfach schwer sexuell missbraucht, den Missbrauch gefilmt und auf einer Kinderporno-Plattform im sogenannten Darknet verbreitet haben.
Anmerkung der Redaktion: Die Fahndung ist beendet. Lesen Sie hier: Opfer und Täter identifiziert.
Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt begründete den ungewöhnlichen Schritt, Fotos vom Opfer zu veröffentlichen: „Das ist die letzte Maßnahme, um den Täter zu identifizieren. Darauf greifen wir nur zurück, wenn alle anderen Möglichkeiten nicht zum Ziel geführt haben.“ Zudem sei Dringlichkeit geboten. „Wir gehen davon aus, dass das Kind weiter dem Zugriff des Täters ausgesetzt ist“, sagte Ungefuk.
BKA und ZIT gehen davon aus, dass der Missbrauch in Deutschland stattfand. Weiter eingrenzen lasse sich der Ort nicht, sagte der Oberstaatsanwalt. Der Kinderschänder agiere äußerst vorsichtig, Bild- und Videoaufnahmen von ihm lägen nicht vor. Deswegen habe das Amtsgericht Gießen nun eine Öffentlichkeitsfahndung mit Bildaufnahmen des Opfers angeordnet.
Kinderporno-Szene nutzt vor allem das Darknet
Die Kinderporno-Szene spielt sich nach Einschätzung von Ermittlern mittlerweile überwiegend im Darknet, dem verborgenen Teil des Internets, ab. Dort können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen. Dieser Bereich des Internets wird von Menschen genutzt, die viel Wert auf Privatsphäre legen oder in einem repressiven politischen System leben - aber auch von Kriminellen.
In einem anderen Fall waren Ermittler erst im Juli über ein Foto eines Missbrauchsopfers auf die Spur von Kinderschändern gekommen - eine Lehrerin aus Wien hatte das sieben Jahre alte Mädchen schließlich erkannt. Der Vater soll in dem Fall seine Tochter und ihren zwei Jahre jüngeren Bruder über Jahre schwer sexuell missbraucht und dies auch gefilmt haben. Zudem soll er seine Kinder über eine inzwischen zerschlagene Darknet-Plattform mindestens an zwei andere Männer vermittelt haben.
Pädophile bewegen sich aber auch im frei zugänglichen Netz, um dort in der Masse unterzutauchen. Ebenfalls im Juli war ein loses Szene-Netzwerk mit Dutzenden Verdächtigen aufgeflogen, das Material über den legalen Onlinedienst „Chatstep“ ausgetauscht hatte.