Die Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen geht ungewöhnliche Wege. Ihr neuer Kinderbeirat darf alleine über Förderanträge entscheiden.

Esslingen - Es klingt nach einem schlüssigen Konzept: ein neu gegründeter Kinderbeirat der Kinderstiftung Esslingen-Nürtingen wird künftig zweimal im Jahr über Projektanträge Gleichaltriger entscheiden. Damit beschreitet die Kinderstiftung neue Wege. „Es ist der erste Kinderbeirat in dieser Form im Landkreis, in dem Kinder über monetäre Dinge entscheiden“, sagt die Projektkoordinatorin Kornelija Ljubek-Ples.

 

Gegründet wurde der Kinderbeirat, weil man Kindern die Möglichkeit bieten wollte, auch finanziell an Entscheidungen beteiligt zu werden. „Kinder sind Experten in eigener Sache“, sagt Brigitte Chyle, Fachleiterin der Caritas Fils-Neckar-Alb. Chyle ist Mitglied im fachlichen Beirat der Kinderstiftung und weiß, dass Armut und Benachteiligung Auswirkungen auf die Entwicklung, darunter auch auf das Selbstwertgefühl, haben. Daher sei vor allem wichtig gewesen, dass die Kinder und Jugendlichen aus allen Schichten kämen und kulturell unterschiedliche Hintergründe mitbrächten. So sollen auch die Beiräte profitieren. „Wir glauben, dass Engagement und Demokratieverständnis gestärkt werden können. Außerdem lernen die Kinder auch Entscheidungsprozesse kennen“, sagt Chyle über den ehrenamtlichen Einsatz des Nachwuchses.

Die Entscheidung treffen ganz allein die Kinder

Zwölf Kinderbeiräte im Alter zwischen neun und 17 Jahren sollen es werden, zehn sind es bislang. „Wir freuen uns also auf weitere Bewerbungen“, sagt die Projektkoordinatorin Kornelija Ljubek-Ples. Zwar werden die Beiräte von zwei Erwachsenen begleitet, doch obliegen die Entscheidungen über die Projektanträge ihnen. Zweimal im Jahr sollen sie zusammenkommen und über jeweils 1000 Euro entscheiden. Damit werden dem neuen Gremium insgesamt 2000 Euro jährlich zur Verfügung gestellt.

Thematisch gibt es für Projekte oder Anschaffungen, für die man sich bewirbt, keine Grenzen. Ob Material fürs Weihnachtbasteln, eine neue Tischtennisplatte, ein Theaterprojekt oder ein Ausflug in den Klettergarten: was benötigt wird, darf beantragt werden. Allerdings richten sich die Zuschüsse an Projekte, die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen fördern und armutsbedingte Ausgrenzung verhindern wollen.

Projektanträge können bereits gestellt werden

Kornelija Ljubek-Ples empfiehlt den Antragstellern, eine kindgerechte Sprache zu wählen und Fachjargon zu vermeiden. „Es müssen schließlich Kinder verstehen“, sagt sie. Da das Angebot neu ist, liegen dem Kinderbeirat bislang noch nicht so viele Anträge vor. „Man hat mit einer Bewerbung derzeit gute Chancen“, sagt die Geschäftsführerin der Kinderstiftung, Olivia Longin.

Schulen, Vereine oder andere Einrichtungen können bis maximal 300 Euro für ihr Projekt beantragen. Projektanträge können auf der Homepage der Kinderstiftung beantragt werden.