Der Kreis sucht für Gerlingen Tageseltern. Diese kümmern sich meist in den eigenen vier Wänden um den Nachwuchs – als Alternative zu Krippen und Kindergärten.

Strohgäu - Die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen steigt. Die Kommunen haben deshalb ihr Angebot an Krippen- und Kindergartenplätzen vielerorts deutlich ausgeweitet. Auch die Kindertagespflege ist eine Möglichkeit, den Nachwuchs betreuen zu lassen. Dabei kümmern sich Tageseltern um bis zu fünf Kinder, meist im eigenen Haushalt. Für Gerlingen werden nun weitere Tageseltern gesucht, die sich um knapp 30 Kinder kümmern.

 

Angedockt sind die Tagespfleger am Kompetenzzentrum Kindertagesbetreuung des Landkreises, sie sind jedoch selbstständig tätig. Knapp 400 von ihnen kümmern sich um knapp 1000 Kinder im Kreis, die bis zu 14 Jahren alt sind. Einen Mangel an Tagespflegern gibt es nicht, vielmehr ist man im Landratsamt nach Aussage des Pressesprechers Andreas Fritz „kontinuierlich“ auf der Suche nach Tageseltern. Man sei gut aufgestellt, so Fritz, Anfragen nach Betreuungsplätzen könnten in der Regel gut bedient werden. Die Zahl der Tageseltern im Kreis ist in den vergangenen Jahren ebenso wie die der betreuten Kinder gestiegen. Während jedoch weniger Mädchen und Jungen zwischen drei und 14 Jahren in die Obhut der Tagespfleger gegeben werden, ist die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren stark gestiegen.

Rechtsanspruch auf Kita-Platz

Seit August 2013 gibt es eine Betreuungsgarantie; die Kommunen müssen Plätze auch für unter Dreijährige vorhalten. Kommen sie dieser Aufgabe nicht oder nicht ausreichend nach, können Eltern die Plätze theoretisch einklagen. Während es meist einen längeren Vorlauf braucht, bis eine neue Kita in Betrieb genommen werden kann, sind Tageseltern zeitnah und flexibel einsetzbar. Bundesweit werden knapp 15 Prozent der betreuten Kinder unter drei Jahren in der Tagespflege betreut, in Baden-Württemberg sind es rund 13 Prozent. Das erklärte Ziel von Bund, Ländern und Kommunen war es 2013 gewesen, mit der Tagespflege 30 Prozent des Betreuungsbedarfs abzudecken. Dass die Quote nicht höher liegt, hängt wohl einerseits mit dem Kita-Ausbau zusammen. Andererseits, so mutmaßt Heiko Krause, wissen viele Eltern nicht, dass es dieses alternative Angebot überhaupt gibt. „Alle reden über Kitas“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands für Kindertagespflege. Dabei gibt es seiner Meinung nach viele Gründe, die für die Kindertagespflege sprechen; etwa die kleinen Gruppen und eine individuellere Betreuung.

Beide Angebote, die Betreuung in Kindertageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, sind gleichrangig angelegt. Ähnlich wie bei Krippen und Kindergärten müssen die Eltern zudem nur einen Kostenbeitrag zahlen. Dieser ist abhängig von Einkommen, der Zahl der Kinder und dem Betreuungsumfang, jede Kommune legt ihre Sätze selbst fest.

Niedriger qualifiziert

Die Qualifizierung, die ein Tagespfleger vorweisen muss, um die nötige Pflegeerlaubnis vom Jugendamt zu bekommen, ist jedoch sehr viel niedriger als bei den Erziehern in Kitas. Im Landratsamt setzt man neben Eignung, Motivation und Erfahrung unter anderem auf ein polizeiliches Führungs- sowie ein Gesundheitszeugnis und die Qualifikation durch das sogenannte 160-Stunden-Curriculum des Deutschen Jugendinstituts. Gleichzeitig ist die Kindertagespflege im Wandel begriffen. Sie wird, so drückt es Heiko Krause aus, „immer stärker ein Beruf“, und damit auch professioneller. Jörg Maywald, der Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind, hält es für wichtig, dass das Ausbildungsniveau in der Kindertagespflege angehoben wird – schon wegen der Erwartungen der Eltern: „Die Ansprüche an die frühe Bildung steigen.“ Maywald hält viel von der Kindertagespflege: „Die individuelle Betreuung kann gerade im ersten oder zweiten Lebensjahr ein enormer Gewinn sein.“