Die Kindertagesstätte soll erweitert werden. Sie steht allerdings auf einem Gelände der EnBW. Die betreuten Kinder sollen durch einen Umbau endlich genug Platz zum Spielen bekommen.

Münster - Der Garten ist unser größter Schatz.“ Mit einer weit ausholenden Armbewegung weist Birgit Läpple auf die Grünanlagen der Tageseinrichtung für Kinder an der Austraße 165 hin. „Die großen alten Bäume, die schattigen Nischen, die Rutsche, der Riesensandkasten.“ Die Vorsitzende des Elternbeirates freut sich sichtlich über diese Besonderheit. „Hier können sich die Kinder bewegen.“

 

Essen, Spielen und Malen im selben Raum

Und vor allem gibt es im Garten mehr als genug von dem, wovon es im Gebäude eher zu wenig gibt: Platz. Wenn Birgit Läpple von den Räumen spricht, in denen 30 Kinder betreut werden, fällt ein Wort regelmäßig: „beengt“. Und das Problem des Platzmangels verschärfe sich noch, da von September an nur noch Ganztagesbetreuung angeboten werde: „Der Schlafraum für Kleinkinder ist so klein, dass eine Erzieherin darin kaum Platz findet.“ Die neuen Geräte, die für das Essensangebot benötigt werden, nähmen Raum in der knapp bemessenen Küche weg. Der Spielbereich lasse sich vom Essensbereich nur schwer trennen. „Wir nutzen fürs Essen, Spielen und Malen dieselben Tische und denselben Raum.“

Seit 1982 gibt es die Kindertagesstätte an der Austraße. „Viele von uns Eltern waren selbst in dieser Kita“, erzählt Läpple. Aber seitdem habe sich im Bereich der Kinderbetreuung vieles getan. Nur baulich nicht, zumindest nicht an der Austraße. „Jetzt besteht Handlungsbedarf“, sagt Läpple. Der Elternbeirat wünsche sich einen Ausbau, besser noch Neubau. Schon im Februar haben die Eltern der Stadt Stuttgart diesen Wunsch mitgeteilt. Doch „es stockt gerade“, so ist Läpples Eindruck. Dabei unterstützt die Bezirksvorsteherin Renate Polinski das Ansinnen der Eltern. Das Gebäude an der Austraße sei in die Jahre gekommen: „Auch mein Wunsch wäre ein Neubau, der den Bedarf an Kleinkindbetreuung zu decken hilft.“

Zweigeschossiger Bau geplant

Bei der Stadtverwaltung stoßen die Elternwünsche ebenfalls auf offene Ohren. Doch das Problem ist, dass die Kita auf einem Grundstück der EnBW steht. Dieses Grundstück ist nicht vom Bebauungsplan des umliegenden Wohngebiets erfasst; zudem liegt das Gelände in einem Wasserschutzgebiet. 1800 Quadratmeter will die Stadt von der EnBW erwerben. Das sei in etwa die Fläche, die die Kindertagesstätte mit dem Garten jetzt schon belegt, teilt Daniel Nikoleizig vom Immobilienmanagement des Liegenschaftsamts der Stadt mit. Das Gebäude selbst solle jedoch künftig mehr Raum bieten. „An der Austraße ist ein zweigeschossiger Bau geplant“, sagt Nikoleizig. So hätten in der Kita künftig vier Gruppen Platz; aktuell sind es zwei.

Gutachten zum Wasserschutz in Auftrag gegeben

Auch an der EnBW soll ein Neubau in der Austraße nicht scheitern. Prinzipiell wäre ein „Verkauf des Grundstücks denkbar“, teilt die Pressestelle des Energieversorgers mit. Die Details müssten in Verhandlungen mit der Stadt geklärt werden. Vor Beginn der Verhandlungen prüft die Stadt Stuttgart grundsätzlich, ob der Erwerb sinnvoll ist. „Im Untergrund des Geländes gibt es Zufluss von Wasser“, berichtet Thomas Zügel, der Amtsleiter beim Amt für Liegenschaften und Wohnen. Für einen Um- oder Neubau der Kita bestünden daher Auflagen vom Amt für Umweltschutz. Ein Gutachten zum Wasserschutz sei in Auftrag gegeben und solle im September vorliegen. Dann muss laut Zügel das Stadtplanungsamt noch klären, ob für das Grundstück ein neues Baurecht möglich sei. „Wir wollen keine Wiese kaufen und dann nichts darauf bauen dürfen.“

Weil so vieles ungewiss ist, hält sich die Stadt Stuttgart mit näheren Angaben zu Terminen und zum Fortgang der Planungen zurück. So muss sich der Elternbeirat um Birgit Läpple noch in Geduld üben. Immerhin scheinen alle Seiten bereit zu sein, den Wunsch nach einem Neubau zu erfüllen. Dann würde an der Austraße das Gebäude der Kindertagesstätte nicht mehr vom Garten in den Schatten gestellt.