In der Komödie im Marquardt schlägt Pippi Langstrumpf quecksilbrig Purzelbäume. Im Fitz lässt das Figurentheater Kumulus einen „Wunderschlitten“ vorfahren: Mal wild, mal besinnlich bringen Stuttgarter Theater Kinder in Weihnachtsstimmung.

Stuttgart - Zwei neue Inszenierungen für Kinder sind fortan in Stuttgart zu sehen: In der Komödie im Marquardt treibt’s Pippi Langstrumpf sehr wild und baumelt sogar an der Deckenlampe. Im Fitz zeigt das Theater Kumulus in „Der Wunderschlitten“ die Familie Muxx bei ihren Weihnachtsvorbereitungen.

 

Kurzweilig: Pippi Langstrumpf bleibt eine Wucht

Ach, das waren noch Zeiten, als nicht die langweilige Streberin Conni die Heldin der Kinderzimmer war, sondern die anarchische Pippi Langstrumpf. Conni lernt Rad fahren, bekommt eine Katze, geht zur Schule und ist dabei immer arg vernünftig. Conni auf der Bühne, das wäre ein beständiger Kampf gegen den Sekundenschlaf. Pippi Langstrumpf, die anarchische Bewohnerin der Villa Kunterbunt, ist dagegen auch über 70 Jahre nach ihrer Erfindung durch Astrid Lindgren eine Wucht. Die Komödie im Marquardt zeigt jetzt einen mit Musik angereicherten Szenenreigen für Kinder ab fünf Jahren, in dem Pippi Langstrumpf mal wieder macht, was ihr gefällt. Sie kämpft auf dem Jahrmarkt gegen starke Kerle, gerät mit Thommy und Annika in Seenot und tanzt mit der eifrigen Frau Prysselius, die sie doch eigentlich ins Kinderheim bringen will, so lange, bis diese ermattet auf dem Sofa liegt. Dass die elegante Frau Prysellius von einem Mann (wunderbar pikiert: Aki Tougiannidis) gespielt wird, schraubt das Tänzchen noch eine heitere Drehung weiter.

Eingebettet sind die Sequenzen in eine Art Rahmenhandlung: „Papa, erzähl uns von Pippi Langstrumpf“, bitten zwei Kinder am Anfang ihren Vater. Das tut er und aus dem Wohnzimmer wird flugs die Villa Kunterbunt. Die junge Schweizer Schauspielerin Corinne Steudler spielt die Pippi wie Quecksilber, sie baumelt von der Deckenlampe, schlägt Purzelbäume und hat eine Wahnsinnsenergie. Eine kurzweilige Stunde dauert die Inszenierung von Christian Sunkel, der die Szenenfolge auch entwickelt hat. Er feiert die ungestüme Wildheit der Titelheldin in jeder Szene, ohne ins Überdrehte abzurutschen. Eine feine, einfallsreiche Hommage an die Königin der Regellosigkeit. (hee)

Termine: 9,. 16., 23., 26.-28. Dezember, 2. bis 6. Januar

„Der Wunderschlitten“: Weihnachten als Zirkus-Show

Es gibt Stress bei Familie Muxx. Einen Tag vor Weihnachten fehlen Tannenbaum und Kekse; die Wunschlisten der vier Kinder sind auch unvollständig. Lisa Schnee, Puppenspielerin vom Theater Kumulus, wird es sein, die in der Rolle des Fräulein Lametta im Fitz in der Inszenierung „Der Wunderschlitten“ Ordnung ins vorweihnachtliche Chaos bringt. Geschmückt mit gelber Haarschleife, orangefarbener Halskrause und roter Clownsnase inszeniert die Künstlerin die Spielszenen wie eine Zirkus-Show: Das Dekorieren des Weihnachtsbaumes vollbringt Vater Muxx mit rasanter Wurftechnik; die Zutaten für die Keksproduktion sind ein unbekömmlicher Mix aus Süßigkeiten und werden mit wildem Schwung gerührt, das Umwickeln der zahlreichen Pakete mit Schleifenband artet in eine Seiltanz-Nummer aus. Ein Schlitten auf Rollen dient als Aktionsfläche, auf ihm präsentiert die Figurenspielerin auch eine Hunde-Dressur. Eiförmige Figuren apportieren auf einem Kerzenständer – das Publikum möchte sich am liebsten vor Lachen kringeln.

Nonverbal, mit Lautmalereien und Musik aus unsichtbarer Musikbox, beginnt das zirzensische Vergnügen. Helfer sind kleine Figuren, die an winzigen Bändern oder Stäbchen geführt werden. Mit Humor und Charme führt Lisa Schnee das Publikum aus dem Alltag in eine heitere Theaterwelt; Regie führt Johanna Pätzold. Besondere Sympathie erntet in dieser Show der Jüngste der Familie. Wann immer jemand das Stichwort „Weihnachten“ ausspricht, echot das Kleinkind „Heinachten, sööön“.

Zu Spieldosenmelodien malt Lisa Schnee beschauliche Stimmungen, wozu auch der Wunsch der ganzen Familie Muxx gehört, es möge doch unbedingt zu Weihnachten schneien. Schließlich zaubert die Spielerin mit einem Fächer weiße Papierflocken in die weihnachtliche Szenerie. (bj)

Weitere Vorstellungen im Fitz bis zum 20. Dezember