Kann es sein, dass ein Wal eine Taucherin vor der Attacke eines Tigerhais bewahrt?

Avarua - Es ist ein tolle Geschichte, die derzeit unter Wissenschaftlern Diskussionen auslöst: Die 63 Jahre alte Meeresbiologin Nan Hauser berichtet, dass ein Buckelwal sie bei einem ihrer Tauchgänge vor den Cookinseln im Südpazifik vor einem Hai geschützt habe. Ihren Worten zufolge sei der mehr als 20 Tonnen schwere Wal auf sie zugeschwommen und sei für gut zehn Minuten bei ihr geblieben. In dieser Zeit habe er sie unter anderem auf seinen Kopf gesetzt, unter seine Brustflosse gesteckt und sie in die Höhe gehoben. All das berichtet die Walexpertin in einem Video.

 

Auf den Bildern ist allerdings kein Hai zu sehen. Auch Nan Hauser, die das Zentrum für die Erforschung und den Schutz von Walen auf den Cookinseln leitet, hat den Hai zunächst nicht entdeckt. Erst als sie wieder auf dem Boot war, habe sie eine Haiflosse gesehen – und gleich gewusst, dass es sich dabei um einen Tigerhai gehandelt habe. Allerdings räumt sie ein, dass der Hai sie vielleicht gar nicht angreifen wollte. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass der Wal ihr das Leben retten wollte.

Nun ist es gar nicht so selten, dass große Meeressäuger mit Menschen spielen – Delfine tun das auch in freier Natur immer wieder. Auch enge Begegnungen von Walen und Menschen kommen immer wieder vor. Und es gibt Berichte, dass Wale nicht nur ihren eigenen Nachwuchs, sondern auch andere kleinere Tiere wie Robben, Seelöwen und andere Walarten vor den Angriffen von Orcas, auch Schwert- oder Killerwale genannt, geschützt haben. Aber warum sie das tun, darauf haben die Wissenschaftler bisher keine wirkliche Antwort gefunden. Möglich wäre, dass sich die Wale an frühere Angriffe erinnern und anderen Tieren gegen ihre eigenen Feinde helfen – einfach weil ihr Schutzinstinkt wach wird.

Aber wer weiß: Vielleicht handeln sie auch einfach so, weil sie etwas Gutes tun wollen, ohne selbst davon einen Nutzen zu haben. Altruismus nennt man dieses Verhalten beim Menschen. Zumindest die Biologin Nan Hauser ist davon überzeugt, dass auch „ihr“ Buckelwal altruistisch gehandelt hat.