Der Vater der getöteten Kinder sagt aus, dass er keine Hinweise auf eine drohende Eskalation wahrgenommen habe. Laut Staatsanwaltschaft hat die Mutter die sieben und zehn Jahre alten Kinder in der Nacht zum 2. November 2014 heimtückisch ermordet.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Köngen/Stuttgart - Im Prozess gegen eine Mutter aus Köngen (Kreis Esslingen), die vorigen Herbst ihre beiden kleinen Töchter ermordet haben soll, hat am Mittwoch der Ehemann der Angeklagten als Zeuge ausgesagt. Der 52-Jährige kann sich die Tat seiner Frau nicht erklären. Die 41 Jahre alte Hausfrau hatte gestanden, ihre sieben und zehn Jahre alten Töchter in der Nacht zum 2. November erstochen zu haben. Als Motiv nannte sie Trennungsängste. Ihr Mann habe ihr eröffnet, dass er sie verlassen wolle. Sie habe befürchtet, dass er ihr auch die Kinder wegnehmen könnte, was diese ihrer Meinung nach nicht verkraftet hätten.

 

Der Ehemann streitet ab, beabsichtigt zu haben, sich von seiner Frau zu trennen. Der 52-Jährige habe seiner Frau Ende 2013 lediglich gesagt, dass er die Beziehung, die er als in „einer Krise“ bezeichnete, so nicht weiterführen wolle. Es sei nach zehn Jahren Ehe ein Punkt erreicht gewesen, an dem sich etwas habe ändern müssen. „Ich wollte aber keine Trennung oder Scheidung, sondern, dass wir unsere Partnerschaft auf ein neues Fundament stellen“, so der Mann. Dafür habe er Vorschläge gemacht, auf die seine Frau aber nicht eingegangen sei. So habe er vorgeschlagen, sich vom großen Eigenheim zu trennen, das zu viel Arbeit bereitet habe, um sich eine kleinere Unterkunft zu kaufen. Die Beziehung zu seiner Frau, seine Arbeit bei einem Autobauer, der Stress mit dem Haus und damit einhergehender Schlafmangel hätten ihn ans Ende seiner Kräfte gebracht.

„Familie sollte zusammenblieben, allein wegen der Kind.“

Als Lösung habe er unter anderem vorgeschlagen, sich vorübergehend ein Zimmer oder eine kleine Wohnung zu nehmen, in dem er ab und an in Ruhe schlafen und zu Kräften kommen könne. „Ich wollte aber, dass wir als Familie zusammenbleiben, allein schon wegen unserer Kinder.“

Er beschrieb die Ehe, die im Jahr 2004 geschlossen wurde, anfangs als harmonisch. Im Verlauf der Beziehung sei das Verhältnis zu seiner Frau aber immer schwieriger geworden. „Sie war immer unbegründet misstrauisch, hat mir nichts mehr geglaubt und alles in Zweifel gezogen, was ich gesagt habe“, sagte der Vater mit Blick auf viele kleine Details aus dem Alltag. So habe die Frau ihn massiv bei der Arbeit gestört, indem sie anrief und fragte, warum die Fernbedienung für den Fernseher nicht funktioniere oder ihn vorwurfsvoll danach gefragt, warum trotz seines guten Einkommens das Geld knapp sei.

Das Paar lebte sich offenbar allmählich auseinander

Seit der Geburt des zweiten Kindes 2007 habe man sich auseinandergelebt. Am Ende sei man wie Bruder und Schwester gewesen. Liebe, Zuneigung und Vertrauen hätten ihm gefehlt. Der Mann räumte ein, vorigen Sommer kurz eine Beziehung mit einer anderen Frau gehabt zu haben, von der seine Frau aber wohl nichts mitbekommen habe.

Am Verhältnis der Mutter zu den Kindern hatte der Vater nichts auszusetzen. Sie habe sich hingebungsvoll um die Mädchen gekümmert, sagte der Mann. Am Ende habe er sich von der Frau aber „im Stich gelassen“ gefühlt. „Erst kamen die Kinder, die Kinder und noch einmal die Kinder, dann nichts – und dann kam ich“, so der 52-Jährige, der seit dem Tod seiner Kinder arbeitsunfähig ist, Medikamente benötigt und psychologisch betreut wird. Es habe keine Drohungen für den Fall gegeben, dass er sie verlassen sollte. Allerdings habe sie ihm einmal vorgeworfen, dass er ihr die Kinder wegnehmen wolle.

Keine Hinweise auf drohende Eskalation

Psychiatrische oder psychologische Hilfe habe die Frau nie in Anspruch genommen und auch nicht gewünscht. In den Wochen vor der Tat habe es keine Hinweise gegeben, die auf eine drohende Eskalation hätten deuten können. Zuletzt war der Mann für einige Tage zu Verwandten gereist – auf eigenen Wunsch ohne Frau und Kinder, weil er sich erholen wollte. Täglich habe er mit der Familie telefoniert. „Dabei klangen alle normal“, so der Mann.

Auf der Heimfahrt habe er kurz vor der Ankunft in Köngen auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er bald daheim sei. Kurz nach dem Aussteigen habe er seine blutüberströmte Frau bei Nachbarn im Garten gesehen. Die 41-Jährige hatte versucht, nach der Tat Suizid zu begeben, „Ich bedaure, dass mir das nicht gelungen ist“, ließ die Frau nun von ihrem Anwalt erklären. Sie habe gemeinsam mit den Kindern aus dem Leben scheiden wollen. Der Prozess wird am Mittwoch, 6. Mai, mit weiteren Zeugen fortgesetzt.