Stuttgart - Naturfilme sind schwer zu drehen, denn die Zeit ist knapp und die Tiere machen nicht immer das, was der Kameramann gerne einfangen würde. So werden am Ende Sequenzen verschiedener Verfolgungsjagden zu einer Jagd zusammengestellt und manche Nahaufnahme wird aus dem Zoo nachgeliefert. Aus Sicht der Regisseure ist dieses Vorgehen so selbstverständlich, dass sie davon ausgehen, dass es ihr Publikum weiß.

 

Beim Film „Schimpansen“ hebt Disney jedoch hervor, dass die Geschichte wahr sei, und der wissenschaftliche Berater Christophe Boesch sagt ebenfalls, dass die Fakten stimmen. Weil aber wesentliche Elemente des Films konstruiert sind, vor allem das Happy End für den kleinen Schimpansen Oskar, führt das zur Frage, worauf sich der Wahrheitsanspruch bezieht. Der Forscher erklärt: es kommt tatsächlich vor, dass erwachsene Männchen fremde Kinder adoptieren, und auch die dargestellten Szenen aus dem Schimpansenleben lassen sich in der Realität des Regenwalds beobachten. Aber man sollte nicht glauben, dass sich alles genauso abgespielt hat, wie es der Kinofilm zeigt.

In anderen Sparten kommt das Publikum damit zurecht. Wenn es zum Beispiel von einem Stuttgart-Roman heißt, er sei gut recherchiert, wird damit nur behauptet, dass er sich in der Stadt so hätte abspielen können. Die Figuren sind trotzdem erfunden. Wenn Wissenschaft im Spiel ist, scheinen manche aber höhere Erwartungen zu haben – zu hohe. (Kommentar von Alexander Mäder)