Zwei gereifte Cowboys der Gegenwart kommen ins grübeln in einem Roadmovie von Bouli Lanners – und finden auch ohne den wiedergekehrten Jesus zu einer Läuterung.

Stuttgart - Der belgische Schauspieler und Regisseur Bouli Lanners pflegt als Teil einer fröhlich-anarchistischen Filmszene einen Sinn fürs Außergewöhnliche. 2008 spielte er in der absurden Komödie „Louise Hired A Contract Killer“ von Gustave Kervern und Benoît Delépine einen Möchtegernkiller, der den Chef einer Textilfabrik umbringen soll, weil der die Arbeiterinnen auf die Straße gesetzt hat. Selbst inszenierte er das Roadmovie „Eldorado“, in dem er als Autoverkäufer mit einem Drogenabhängigen loszieht, ihre zerbrochenen Leben zu kitten.

 

Nun hat Lanners ein groteskes Roadmovie gedreht. „Les Premiers, les Derniers“ („Die Ersten, die Letzten“), so der Originaltitel, handelt von den Söldnern Gilou (Albert Dupontel) und Cochise (Lanners), dessen kleiner Hund nostalgisch Gibus heißt, wie zwei Brüder im legendären französischen Kinderfilm „Krieg der Knöpfe“ (1962). Die Söldner sollen das Handy eines Gangsters wiederbeschaffen, auf dem Videos böser Gewaltexzesse gespeichert sind. Selbiges aber hat der minderbemittelte Willy (David Murgia), der mit seiner ebenso minderbemittelten Liebsten Esther (Aurore Broutin) deren Tochter sucht, die ihr vor langer Zeit entzogen wurde. Anrührend ist das, wie die beiden durch die Landschaft irren und Willy für Esther zu sorgen versucht. Bald droht ernsthafte Gefahr, denn es kommen noch andere, halbdebile Gangster ins Spiel – ein Bandenkrieg droht.

Michael Lonsdale und Max von Sydow haben grandiose Auftritte

Die gereiften Cowboys kommen derweil ins Grübeln. Cochise hat eine Herzschwäche, Gilou gerät an eine Frau, die weiß, was sie will – und vor allem, was nicht. In einer alten Fabrik finden sie einen verendeten Obdachlosen, dem sie ein Begräbnis organisieren, unterstützt von ihrem klapprigen Hotelier und dessen Kumpel – Michael Lonsdale und Max von Sydow haben hier grandiose Auftritte als ganz alte Hasen, denen nichts Menschliches fremd ist.

Nur ein abgehalfterter Jesus (Philippe Rebbot), zurückgekehrt, um zu helfen, müht sich vergeblich: „Ich tue, was ich kann“, sagt er resigniert. „Gott in Frankreich“ stellt man sich anders vor, zumal der Film wie alle diese irrwitzigen frankofonen Tragikomödien an Unorten spielt, in einer verblühten Industrieregion, durchsetzt von wüsten Gewerbebauten und Ruinen. Auch hier gibt es Schönheit, doch sie wohnt innen – und die, die sie finden, wissen am Ende, was wirklich wichtig ist im Leben.