In der Komödie „Enkel für Anfänger“ zeigt der Regisseur Wolfgang Gross agilen Senioren Alternativen zur Langeweile auf.

Stuttgart - Die Alt-68erin Philippa (Barbara Sukowa) hat keine Lust auf Nordic Walking oder späte Philosophiekurse an der Seniorenuniversität – sie geht den Ruhestand anders an. Sie teilt ihre Zeit mit Leonie, einer Leihenkelin. Auch Karin, ihre Schwägerin (Maren Kroymann), hat genug von der Langeweile mit ihrem Ehemann Harald (Günther Maria Halmer). Nachdem der sogar die lange geplante Neuseelandreise ausgesessen hat („Für das Geld kriegen wir zwei Treppenlifte“), kümmert sie sich um den kleinen Jannik. Als dann selbst Gerhard (Heiner Lauterbach), ein Freund aus alten Tagen, als Enkelbetreuer für Viktor gewonnen werden kann, steht der Entwicklung einer amüsanten Leinwandkomödie nichts mehr im Wege.

 

Denn niemand der Alten hat Erfahrung im Umgang mit Kindern im Schulalter, geschweige denn deren Eltern, die zwischen Helikoptergebaren und Selbstverwirklichung leben. So nährt sich die Geschichte außer von Alltagsszenen auch von – zugegebenermaßen idealisierten – Anekdoten des Gebens und Nehmens. Rülpst die gut erzogene Leonie, reagiert die Alt-68erin mit einem burschikosen „Schulz!“. Kommentiert Leonie die Verköstigung bei der Grillparty mit „Wir essen nur bio“, hält Harald dagegen: „Nun überleg doch mal: Wer ist der Böse? Der, der ein glückliches oder der, der ein unglückliches Schwein tötet?“ Es ist ein enormer Entwicklungsprozess für den piefigen Mann, der sich bis vor Kurzem eher Sorgen um die rotierenden Klingen in seinem E-Rasenmäher gemacht hat als um die Füße seines Leihenkels, der nun mit dem Mäher über den Rasen fegt. Subtiler gehen hingegen Viktor und Gerhard miteinander um. Eine Einladung in ein Musikinstrumentenmuseum stößt auf offene Ohren. Viktors Mutter, mit der er aus Russland nach Deutschland kam, verfolgt die klassische Bildung.

Natürlich verstecken sich mehr oder minder getarnt noch weitere Klischees in Wolfgang Gross’ familientauglichem Spielfilm. Ihn anzuschauen lohnt trotzdem: Verbringt doch die Generation 65 plus überdurchschnittlich viel Zeit vor dem TV-Gerät. Gross zeigt unterhaltsam und klug sinnvolle Alternativen auf.

Enkel für Anfänger. Deutschland 2020. Regie: Wolfgang Gross. Mit Maren Kroymann, Barbara Sukowa, Heiner Lauterbach. 104 Minuten. Ab sechs Jahren. Cinema, Metropol, Ufa