Ein Kinofilm holt Christine Nöstlingers „Geschichten vom Franz“ in die Gegenwart. Der kluge Blick der Autorin auf die Welt der Kinder ist so aktuell wie damals.

Der neunjährige Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch) wird gehänselt, weil er wie ein Mädchen aussieht, in der Klasse der Kleinste ist, ein Piepsstimmchen hat und nur fiepen kann, wenn er aufgeregt ist. Also folgt er im Netz einem Influencer und Bodybuilder, der erklärt, wie man ein richtiger Mann wird. Und er versucht mit allen Mitteln, in die vermeintlich coole Clique um die selbstbewusste Elfie (Arwen Hollweg). Als Folge gerät er unter anderem in eine Krise mit seinen wahren Freunden Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha).

 

Die seit 1984 bis 2011 veröffentlichten „Geschichten vom Franz“ stammen von der österreichischen Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger (1936–2018). Deren Werke sind ganz nah an der Realität ihrer kleinen Leserinnen und Leser – und dieser doch in entscheidenden Punkten ein bisschen voraus. Wie Astrid Lindgren konnte Nöstlinger kindliche Befindlichkeiten und Bedürfnisse auf den Punkt bringen. Sie tat es mit feinem Humor, hinterfragte gerne Autoritäten und Geschlechterrollen – Nöstlinger gilt als eine Gallionsfigur der Emanzipationsbewegung.

Behutsam in die Gegenwart geholt

Der deutsche Regisseur Johannes Schmid hat sich in seinem Spielfilm „Blöde Mütze!“ (2007) schon erfolgreich ins problematische Leben eines Zwölfjährigen eingefühlt, nun überträgt er Nöstlingers Charaktere und die Botschaften behutsam in die Gegenwart. Das gilt auch für die Integration des Internets, das heute eine zentrale Rolle im Leben von Kindern spielt.

Die Kinderdarsteller sind großartig. Jossi Janitschitsch nimmt man die zwischenzeitliche, sehr menschliche Selbstüberschätzung ab, Nora Reidinger gibt eine wunderbar resolute Gabi, die meistens genau versteht, wo das eigentliche Problem liegt. Manche Figuren, etwa der wenig einfühlsame Grundschullehrer namens „Zickzack“ (Rainer Egger), ist der Zeitstempel spürbar – Pädagogen sollten heute deutlich weiter sein und sind es vielfach auch.

Der Film bleibt auf Augenhöhe mit den Kindern

Franz’ Eltern (Ursula Strauss und Simon Schwarz) leben ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Modell: Sie macht Karriere, er ist ein sanfter Hausmann, der kocht und backt und immer ein offenes Ohr hat. Erwachsene Begleitpersonen brauchen stellenweise ein wenig Geduld, denn Schmid erzählt durchweg auf Augenhöhe mit den Kindern. Wer Nöstlinger kennt, vielleicht schon selbst gelesen oder später vorgelesen hat, darf sich auf schöne Erinnerungen freuen.