Die Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ wurde 1978 ein Kinohit. Jetzt legt Kenneth Branagh ein gelungenes Remake vor.

Berlin - Im Gegensatz zu vielen ihrer Figuren, die Opfer eines unnatürlichen Todes werden, hat Agatha Christie als zuverlässige Krimilieferantin für alle Medien Unsterblichkeit erlangt. Die erste Verfilmung stammt aus dem Jahr 1928, von da an kann man sich in der Filmografie Jahr um Jahr, Film um Film bis in die Gegenwart scrollen. Mit „Mord im Orient-Express“ holte Kenneth Branagh vor fünf Jahren einen Klassiker der Britin, den bereits Sidney Lumet 1974 erfolgreich adaptiert hatte, erneut auf die Leinwand.

 

Jetzt folgt mit „Tod auf dem Nil“ das nächste Remake. Im Jahr 1978 hatte sich Peter Ustinov auf Flusskreuzfahrt begeben, um in der Rolle des belgischen Detektivs Hercule Poirot zu ermitteln. Mit an Bord waren unter anderen Mia Farrow, Bette Davis und David Niven. In der Neuverfilmung spielt Branagh wie schon im „Orientexpress“ den Detektiv Hercule Poirot. Gal Gadot ist ideal besetzt in der Rolle der Millionenerbin Linnet Ridgeway, deren Flitterwochen mit Simon (Armie Hammer) empfindlich gestört werden, da dessen Ex Jacqueline (Emma Mackey) das Paar verfolgt. So flüchtet sich die Hochzeitsgesellschaft auf einen Schaufelraddampfer, um den Nil entlang die Stätten ägyptischer Hochkultur zu besuchen. Als sich die Stalkerin an Bord schmuggelt, liegt Linnet wenig später tot in der Kabine. Verdächtig ist – wie immer bei Agatha Christie – die gesamte Sippschaft.

Ein Tempel aus Styropor

Wie schon in „Mord im Orientexpress” strebt Branagh auch hier nach großem Kino im Breitwandformat, das brillante Totalen und komplette Ensembleaufstellungen ermöglicht. Aber im Gegensatz zur 70er-Jahre-Version hat man nicht an Originalschauplätzen gedreht. Das Hotel Cataract wurde im Studio rekonstruiert, der Tempel von Abu Simbel in Styropor gefertigt und der Dampfer auf Schienen durch einen künstlichen Wasserkanal bewegt.

Mit Digitaltechnik fügt sich das alles nahtlos ineinander. Nur werden so die flirrende Hitze und das schwüle Flussklima nicht spürbar. Als Ensemblestück funktioniert Branaghs „Tod auf dem Nil“ hingegen glänzend. Die nächste Christie-Verfilmung ist bereits in Vorbereitung: Ben Affleck nimmt sich „Zeugin der Anklage“ vor, 1957 von Billy Wilder mit Marlene Dietrich verfilmt.

Tod auf dem Nil. GB/USA 2022 Regie: Kenneth Branagh mit Kenneth Branagh, Gal Gadot, Annett Benning, 127 Minuten, FSK 12

Premiere Am Donnerstag ab 19.15 gibt es im filmgemäß dekorierten Stuttgarter Kino Gloria eine Feier mit Sekt und Tee. Es werden Freikarten fürs Ausflugsschiff „Neckar-Käpt’n“ verlost.