Die Macher von „Ziemlich beste Freunde“ legen einen neuen Film vor. Der erzählt mit Profis und Laien von einem realen Hilfsprojekt und dessen Nöten. Die Filmemacher waren dort mal selbst engagiert.

Stuttgart - Die Welt der Behinderten besser machen – mit dieser Prämisse gehen Bruno und Malik Tag für Tag ans Werk und kümmern sich um autistische Jugendliche. Ihre Organisation gibt es schon seit 15 Jahren, sie ist für viele Angehörige oft die letzte Rettung.

 

Doch die ganze Sache ist nicht registriert. Nur so ist es den Helfern möglich, ihre Dienstleistung anzubieten. Als plötzlich Inspektoren der Gesundheitsbehörde auftauchen und alles unter die Lupe nehmen, wächst der ohnehin schon enorme Druck abermals. Geradezu überfallartig steigen Olivier Nakache und Eric Toledano („Ziemlich beste Freunde“) in ihren Film ein. Extrem authentisch zeigt die Kamera den brutalen Alltag von Vincent Cassel (Bruno) und Reda Kateb (Malik), die sich unermüdlich für das Wohl ihrer Schützlinge einsetzen.

Räderwerk der Bürokratie

Sie sind stille Helden in einer Welt, in der nichts ohne eine Genehmigung gemacht werden darf. Mit ihrem Unternehmen setzen sie aber genau dort an, wo Behörden bislang versagen. Sie kümmern sich um jene, die im Räderwerk der Bürokratie wie nebenbei zermahlen werden könnten, um jene, die niemand haben möchte und die ständig abgeschoben werden.

Diese stillen Helden gibt es tatsächlich und das Regie-Duo kennt sie schon seit mehr als 20 Jahren – seit jener Zeit, in der die Filmemacher selbst dort sozial engagiert waren. Dass ihr Film sehr authentisch wirkt, liegt vor allem an den vielen Laiendarstellern, die mehr oder weniger das eigene Leben spielen. Wie etwa Joseph, der von dem Autisten Benjamin Lesieur gespielt wird und für ein paar erheiternde Momente sorgt.

Harte Umstände

„Alles außer gewöhnlich“ ist weit entfernt von Barry Levinsons „Rain Man“, dafür aber umso ehrlicher. Dazu trägt auch eine nur spärlich eingesetzte Filmmusik bei, die den authentischen Charakter des Werks unterstreicht. Dass Bruno Jude und Malik Moslem ist, wird ganz nebenbei eingestreut, aber nicht weiter thematisiert. Einfach weil es in diesem Umfeld gar nicht von Belang ist; hier ziehen alle an einem Strang mit dem obersten Ziel, den autistischen Jugendlichen das Leben angenehmer zu machen.

Auch wenn es Rückschläge gibt, lassen sich Bruno und Malik nicht unterkriegen. „Die Umstände sind hart, aber die Poesie, die Bewegung und die Musik gewinnen die Oberhand”, kommentiert Nackache jene ergreifende Szene am Ende des Films, in der die Autisten eine Tanz-Performance aufführen. Bravo!

Alles außer gewöhnlich. Frankreich 2019. Regie: Olivier Nakache, Eric Toledano. Mit Vincent Cassel, Reda Kateb, Lyna Khoudri. 115 Minuten. Ab 6 Jahren.