Endlich gibt es Neues aus dem Kosmos von Harry Potter: Im Kinoneustart „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen" tritt wieder der sympathische Antiheld Newt Scamander (Eddie Redmayne) mit seinem Koffer voller Zauberviehzeug an. Paris sieht da bald richtig magisch aus.

Stuttgart - Sechs Jahre mussten die Fans nach dem Ende des letzten „Harry Potter“-Films warten, bis sie im Kino erneut in die Welt J. K. Rowlings eintauchen durften. Mit „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ kam 2016 ein Spin-off ins Kino, das im Jahr 1926 spielte und lose mit dem Potter-Universum verbunden war. Zwar gab es keine Romanvorlage, aber Rowling selbst hatte das Drehbuch verfasst.

 

„Phantastische Tierwesen“ eröffnete eine ungeheuer fantasievolle Welt, die kreativ auf eigenen Füßen stand und doch genug Vertrautheit herstellte, um die ausgehungerten Fans an sich zu binden. Auch der zweite Teil „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ bleibt dem pulsierenden 20er-Jahre-Setting treu, verlagert das Geschehen jedoch von New York nach London und Paris. Hier schlägt Bösewicht Grindelwald (Johnny Depp) nach seiner Flucht aus dem Zaubereiministerium seine Zelte auf. Er will die friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Magiern aufkündigen und strebt – wie sich das für einen ordentlichen Finsterling gehört – nach der Weltherrschaft.

Rassenwahn und Tierliebe

Mit wasserstoffblondem Haar, bleichem Teint und heller Iris sieht Depp aus wie eine arische Albtraumfigur, die keineswegs zufällig die Überlegenheit der eigenen Rasse propagiert. Den Mächten des Bösen stellt sich als veritabler Antiheld erneut Newt Scamander (Eddie Redmayne) entgegen. Eigentlich hat der linkische Zauberer genug mit den magischen Tieren zu tun, die sein Koffer beherbergt. Mit Scamander hat Rowling einen sympathischen Außenseiter zur Zentralfigur ernannt, der die gruseligsten Monster durch Zuneigung und Fachkenntnis zu bändigen weiß, aber im zwischenmenschlichen Umgang etwas ungeschickt ist.

Der Magizoologe hat eine tiefe Kenntnis und Wertschätzung gegenüber der Diversität des phantastischen Tierreichs, was auch seine Haltung gegenüber Menschen und Magiern bestimmt. Als die Ordnungsbehörden des Zaubereiministeriums ihn anwerben wollen, lehnt er dankend ab, weil er sich dem Freund-Feind-Denken verweigert. Erst Dumbledore (Jude Law) kann ihn dazu bewegen, nach Frankreich zu gehen.

Überraschende Enthüllungen

Mit viel Detailfreude verwandelt Regisseur David Yates, der schon für die letzten vier Potter-Filme verantwortlich zeichnete, das digitale Paris in einen magischen Ort, an dem geheime Portale in immer neue Zauberwelten führen. Aber auch Hogwarts wird neu entdeckt, wo Kindheits- und Jugenderinnerungen den Schlüssel für ein komplexes Handlungsgeflecht bieten. Eine Handvoll neuer Figuren wird eingeführt, die verwickelte verwandtschaftliche Beziehungen zum Potter-Universum pflegen.

War der erste Teil eine recht putzige Angelegenheit, weil der Schwerpunkt auf der Vorstellung der Tierwelt lag, geht es in „Grindelwalds Verbrechen“ düsterer zu. Wenn der Bösewicht sein neues Quartier in einer Pariser Wohnung bezieht, werden die ehemaligen Mieter gleich im Sarg herausgetragen. Das Finale wird auf dem Friedhof Pèr Lachaise ausgefochten. Hier kommt es auch zu überraschenden Enthüllungen, die eine Handlungsbrücke zu den Folgewerken bilden. Drei weitere Filme sind angekündigt, die unermüdliche J.K. Rowling sitzt schon am nächsten Drehbuch.

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen. USA 2018. Regie: David Yates. Mit Eddie Redmayne, Jude Law, Johnny Depp, Alison Sudol. 134 Minuten. Ab 12 Jahren.