Dem Dichter Oscar Wilde wurde einst übel mitgespielt. Das viktorianische England bestrafte ihn für sein Schwulsein. Rupert Everett setzt ihm nun mit seinem Film „The Happy Prince“ ein schönes Denkmal.

Stuttgart - Schönheit ist nicht alles, wird aber umso wichtiger, wenn sie fehlt. Für den Schriftsteller Oscar Wilde war sie der letzte Rettungsanker in einer prüden, ihm feindselig gesinnten Gesellschaft. So erzählt es Rupert Everetts trauriges, aufwendig inszeniertes Biopic „The Happy Prince“. Anstatt Wildes Erfolge als Autor und Lebemann Revue passieren zu lassen, beschreibt Everett, der als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller agierte, dessen tiefen sozialen Sturz.

 

1897 wird der wegen Homosexualität verurteilte Wilde, an Seele und Körper gebrochen, aus zweijähriger Haft entlassen. Zunächst genießt er das Nachtleben in billigen Londoner Kaschemmen. Weil er jedoch nur noch wenige Fürsprecher hat, geht Wilde nach Paris ins Exil. Mit seinem Liebhaber Lord Alfred Douglas alias Bosie (Colin Morgan) reist er weiter nach Neapel, doch Bosie hat wie Wilde nicht viel in den Taschen. Zwar zeigt Everett Wildes ausschweifenden, genusssüchtigen Lebensstil, er legt aber den Fokus auf die Zerbrechlichkeit des Hünen, dem man im Zuchthaus den Schädel rasiert und der brutalen Häme anderer aussetzt.

Die erschütternden Bilder kontrastiert Everett mit Szenen, in denen er den Dichter als Liebenden porträtiert: Zwei Strichjungen rezitiert Wilde sein Märchen vom glücklichen Prinzen, einer mit Gold und Edelsteinen besetzten Statue, die ihre Pracht an die Armen einer wohlhabenden Stadt verschenkt. In Schwärmerei oder platte Verklärung gleitet die Darstellung nie ab. Everett legt Wert auf historische Genauigkeit und auf die psychologischen Facetten einer inzwischen zur Dandy-Ikone erstarrten Figur.

The Happy Prince. Deutschland, Belgien, Italien 2018. Regie: Rupert Everett. Mit Rupert Everett, Emily Watson, Colin Firth, Colin Morgan, Tom Wilkinson. 106 Minuten. Ab 12 Jahren.