Kleine Helden: Das Stuttgarter Filmduo Sigrid Klausmann und Walter Sittler gibt in seiner Dokumentation „Nicht ohne uns!“ den Kindern dieser Welt eine Stimme.

Stuttgart - Das Projekt ist nicht nur groß angelegt, sondern auch großartig in der Menschlichkeit, die als Idee dahinter steckt. In ihrer Dokumentation „Nicht ohne uns!“ porträtiert die Stuttgarter Filmemacherin Sigrid Klausmann 16 Kinder aus 15 Ländern und vier Kontinenten, sie begleitet sie auf ihrem Schulweg und lässt sie dabei über Sorgen und Nöte, Wünsche und Hoffnungen reden. Ob diese Kinder auf dem Esel zur Schule reiten wie Ekhlas aus Jordanien oder mit der U-Bahn fahren wie Sai aus New York – so verschieden die Lebensumstände auch sein mögen, am Ende eint diese „kleinen Helden“ doch der frische, freie, unverstellte Blick auf die Welt.

 

Dass dieser unverdorbene Kinderblick Hoffnung machen kann, ist jetzt auch bei der Deutschlandpremiere des Films klar geworden. Stattgefunden hat sie im Stuttgarter Metropol-Kino, wo Sigrid Klausmann gleichsam ein Heimspiel hatte – zusammen mit ihrem Mann, dem Schauspieler und Produzenten Walter Sittler, der die Idee zum Projekt hatte. Der große Kinosaal: restlos gefüllt. Und als Gastrednerin: Muhterem Aras, Präsidentin des baden-württembergischen Landtags.

Der kleine Philosoph aus den Bergen

Was Aras den 350 Premierengästen zu sagen hatte, traf den Kern der weltumspannenden Dokumentation. „Sigrid Klausmann und Walter Sittler nehmen die Kinder als Persönlichkeiten wahr“, erklärte sie, „und mehr noch: Sie nehmen die Kinder auch ernst, ohne sich aus dem Off mit Kommentaren einzumischen.“ Die Vielfalt und Toleranz, die der Film transportiere, sei gerade in „Zeiten wichtig, wo Rechtspopulisten auf dem Vormarsch“ seien, fügte die Grünen-Politikerin hinzu. Dann aber hob sich der Vorhang für die Reise zu den Kindern dieser Welt, die auch ein Abenteuertrip voller Überraschungen ist.

„Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wieso ich in diese Welt geboren worden bin“, sagt Enjo aus der Schweiz – ein kleiner Philosoph, den die Kamera auf seinem Schulweg zwischen Berg und Tal begleitet, während er über die majestätische Natur und seine Rolle darin nachdenkt. Enjo ist nicht altklug, sondern schlicht klug und nachdenklich – wie die anderen elf- bis vierzehnjährigen Protagonisten auch, die sich bisweilen noch kindlich verspielt zeigen. Yamabuki aus Japan ist ein kreativer Bastler, der auf dem Weg zur Schule ins Trödeln verfällt, ein Luxus der Zeitverschwendung, den sich Alphosine von der Elfenbeinküste niemals leisten kann. Ihre Stiefeltern zwingen sie zur Haus- und Plantagenarbeit und verbieten ihr den Schulbesuch. Und doch: Befragt nach ihren Sehnsüchten, hört man bei allen Kindern verblüffende Gemeinsamkeiten heraus. Liebe und Freundschaft, Frieden und Glück – das steht auf ihrem Wunschzettel.

16 Kinder, eine Stimme? Klausmanns „Nicht ohne uns!“ ist ein mitunter zwar verwirrend montiertes, aber doch überzeugendes Plädoyer für die weltverändernde Kraft, die in Kindern steckt. Insofern kann man auch Sittlers Schlussappell im Metropol-Kino kaum widersprechen. Man möge sich nicht immer so „wahnsinnig professionell“ erwachsen geben: „Lassen Sie dem Kind in sich mehr Raum“, sprach er ins Mikro und beendete das mit starkem Applaus bedachte Heimspiel.