Captain Kirk und der Logiker Spock müssen in „Star Trek: Into Darkness“ mal wieder hinlangen. Und das gerät in den weiten Fernen des Weltalls manchmal ziemlich altmodisch.

Stuttgart - Einen Tag, klagt Scotty lauthals, einen einzigen Tag nur war er von Bord, und dann findet er so was vor. So was, das ist in „Star Trek: Into Darkness“ ein ziemlicher Schlamassel. Die USS Enterprise ist bereits ein halber Schrotthaufen und kurz davor, sich ganz in eine Trümmerwolke Sperrmüll im Weltall zu verwandeln. Ihr leitender Bordingenieur Scotty, den Simon Pegg mit grandios kasperletheaterhaftem schottischem Akzent spricht, in der Originalfassung eine der großen Freuden dieses Films, hat denn auch gar keine Zeit, stehen zu bleiben und seine Frustration den vermeintlich Verantwortlichen vorzutragen. Er muss rennen, hetzen, laufen, er muss sogar handgreiflich werden, muss prüglen und schießen.

 

Dies ist nämlich wieder einmal ein sehr analoger „Star Trek“-Film, einer, in dem auf die Technik von übermorgen, auf die Kommandostrukturen der Sternenflotte, auf die zahlreiche Besatzung der Enterprise und erst recht auf die friedensgeneigte Staatsdoktrin der längst vereinigten Menschheit kein Verlass ist. Alles hängt an einer kleinen Truppe Haudegen in Führungspositionen, vor allem an Captain Kirk und dem Ersten Offizier Spock, die bei jeder Gelegenheit ins nächste Krisenzentrum beamen, fliegen, springen, rennen, um dann auszuteilen wie John Wayne in einem Saloon voller Schurken. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, auch in dieser Zukunft und entgegen vielen Vorschriften.

Zurück in die Kadettenjahre

Als der Regisseur und Produzent J. J. Abrams 2009 das „Star Trek“-Franchise im Kino neu gestartet hat, als er mit einem gewagten Schlenker eine zweite Zeitlinie begann, alles bisher Erzählte für sowohl wahr wie irrelevant erklärte und uns zurück in die Kadettenjahre von James T. Kirk führte, mischte ein kindsköpfiges Behagen an Rempelei und Rauferei mit.

Aber das ließ sich als Verbeugung vor der ursprünglichen Fernsehserie mit William Shatner als Kirk sehen, die sehr viel naiver und nahkampfbegeisterter war als ihre späteren Ableger. Man hat durchaus hoffen können, dass Abrams seinen von Chris Pine gespielten Kirk aus diesen Anfängen heraus weiterentwickeln wird.

„Star Trek: Into Darkness“ aber erweist sich nun bloß als noch viel handfester. Gleich zu Beginn ist Spock auf einem fremden Planeten dabei, inmitten brodelnder Magma eine Katastrophe auf einem fremden Planeten zu verhindern, ein Vulkanier mitten im Vulkan, eine jener Kalauereien mit Mythologie und Traditionen des „Star Trek“-Universums, die sich hier immer wieder finden, sich aber nie zu grundsätzlicher Ironie miteinander verknüpfen.

Parallele Krisenherde giubt es auch

Diesem Wir-machen-alles-selbst-und-von-Hand-Beginn folgt der Terroranschlag eines Star-Fleet-Renegaten und ein Komplott, das die Menschheit und die sowieso schon gereizt unfriedlichen Klingonen in einen großen Krieg stürzen könnte. Der Versuch, den Konflikt zu entschärfen, besteht aus einem geheimen Kommandounternehmen, das sich sehr schnell zu andauernder Showdown-Hektik ausweitet. Gute fünf Stunden der 132 Minuten Laufzeit scheinen aus Jetzt-geht’s-um-alles-Szenen zu bestehen, wobei Abrams gern auch zwischen zwei parallelen Krisenherden hin und her schneidet.

2002, als Abrams die Fernsehserie „Alias“ schrieb, produzierte und teils selbst inszenierte, brachte sein Kollege Joss Whedon „Firefly“ auf die Bildschirme, eine SF-Serie, die absichtlich wie die technisch aufgepeppte Variante einer alten Westernshow daherkam. „Firefly“ fand nicht allzu viele Fans, aber Abrams scheint einer davon zu sein, denn „Star Trek: Into Darkness“ erinnert manchmal an „Bonanza“ oder „Rauchende Colts“.

Das ist keine polemische Übertreibung. Zwar finden sich majestätische Bilder aus dem Weltall und ein paar Science-Fiction-Sequenzen, die uns die Wunder von übermorgen ahnen lassen. Die unter Wasser versteckte Enterprise taucht mal aus dem Meer auf und wirkt dabei tatsächlich imposanter als einst der Schnelle Raumkreuzer Orion. Aber wenn die Enterprise dann havariert durchs All trudelt, klettert Kirk persönlich ohne Schutzanzug in den Reaktor und repariert den Warp-Antrieb mit kräftigen Fußtritten.

Ulkige Kabbeleien

Gewiss, die charakterlichen Differenzen der Helden werden wieder betont, dürfen ulkige Kabbeleien und Momente sarkastischen Amüsements produzieren. Vor allem Zachary Quinto als logiksturer Spock verursacht wieder Reibungen. Aber die Figur von Benedict Cumberbatch („Sherlock“) zeigt, dass Abrams sich nicht wirklich für die Möglichkeiten von „Star Trek“ interessiert. Cumberbatch spielt den aufgetauten Supersoldaten einer anderen Epoche, einen Mann, dessen Denken dem Training der Star-Fleet-Offiziere krass entgegensteht. Abrams aber interessiert sich vor allem dafür, dass dieser Typ Kirks härteste Schläge zunächst ungerührt übersteht. „Star Trek: Into Darkness“ will dann vor allem wissen, ob da nicht doch noch Wirkungstreffer anzubringen wären. Es ist wohl nur gut und folgerichtig, dass Abrams nun zu „Star Wars“ wechselt.

Star Trek: Into Darkness. USA 2013. Regie: J.J. Abrams. Mit Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Simon Pegg, Zoe Saldana, Karl Urban. 129 Minuten. Ab 12 Jahren. Cinemaxx Mitte und SI, Gloria, Ufa, OF Corso