Das Backsteinhäuschen in Degerloch ist ein Kleinod. Wirt Tobias Meyer, der vier tobi’s-Restaurants betreibt, macht aus dem früheren tus-Kiosk das Waldauerle. Eröffnung ist im Mai mit To-go-Service. Schon jetzt ist der Zuspruch groß.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Das Häuschen mit zwei aneinander geschmiegten Spitzdächern sieht aus wie die Bonsai-Ausgabe einer Villa. Seit wenigen Tagen zeigt ein Schild mit Hashtag an, dass was Neues im einstigen „tus-Treff“ entsteht, der corona-bedingt im vergangenen Jahr geschlossen hat. „#waldauerle“ steht drauf.

 

Dahinter verbirgt sich das Gastronomenpaar Julia und Tobias Meyer, das sich von Corona nicht abschrecken lässt. Mitten in der Krise entsenden die Meyers das zuversichtliche Signal, dass es nach der Pandemie weitergeht und investieren deshalb in Degerloch, um ein Kleinod mit Geschichte wieder attraktiv zu machen.

Die Spezialität am neuen Ort sind Dinnete

Im Mai wollen die beiden, die in Stuttgart vor allem mit ihren schwäbischen Restaurants und Snackbars unter dem Namen tobi’s bekannt sind, mit dem To-Go-Service unweit des Hauses auf der Waldau und der Haltestelle Königsträßle aufmachen. Das Speiseangebot in Degerloch ist völlig anders als in den tobi’s-Restaurants in der Innenstadt und in Ludwigsburg. Die Spezialität am neuen Ort sind Dinnete, jene schwäbischen Klassiker, die dem elsässischen Flammkuchen ähneln, aber kleiner sind. In 18 Jahren als Gastronom hat Tobias Meyer schon viel erlebt, wie er sagt: „Ausgerechnet an meinem bisher kleinsten Lokal sind die Resonanz und der Zuspruch am größten.“

Das Gebäude ist vor dem Krieg als Klohäuschen gebaut worden

Ständig kommen Anwohner, berichtet Meyer, schauen, was da Neues entsteht und erzählen, dass sie diesen Ort schon lange kennen. In den 1920ern, hört man, sei das Gebäude als Klohäuschen gebaut worden. Ein Degerlocher erinnert sich noch genau an „die blauen Türen“ der Toiletten, als er im Winter Schlittschuh lief auf den heutigen Tennisplätzen. Aus dem Klohäuschen wurde ein Kiosk. Vor zehn Jahren pachtete der tus Stuttgart die Mini-Villa von der Stadt Stuttgart und machte daraus den „tus-Treff“. Dieser Traf hat die Corona-Zeit nicht überstanden.

Tobias Meyer kennt den tus gut und beschloss, aus dem schönen Häuschen was zu machen. „Das ist ein magischer Ort“, schwärmt er. Im Freien steht ein großer Tisch, den er „Generationentisch“ nennt. Jung und alt sollen sich hier treffen, sobald es die Pandemie zulässt. Als Gäste erwartet er etwa die Bewohner des Seniorenheims von nebenan sowie junge Menschen, die nach dem Sport auf der Waldau was trinken und essen können.

„Meinen Leuten tut es gut, wenn sie arbeiten können“

Der Wirt führt seine tobi’s-Restaurants mit Mitnahme-Gerichten weiter, nur im Milaneo ist die Zweigstelle völlig geschlossen. Finanziell lohne sich dies nicht, sagt er: „Wir machen es vor allem, damit wir nicht vergessen werden und damit unsere Azubis ihre Ausbildung fortsetzen können.“ Seinen Mitarbeitern tue es gut, wenn sie arbeiten könnten und „nicht daheim versanden“.