Wenn Kirbe ist, ist gefühlt der komplette Ort auf den Beinen. Nach drei Tagen Party in der Strudelbachhalle findet das Ereignis am Montag traditionell seinen Höhepunkt. Einen ganzen Tag lang ziehen die Feierlaunigen von Station zu Station.

Weissach - Im Ochsen ist es rappelvoll, ein Stimmengewirr sondergleichen. „Zwei gehen raus, fünf kommen rein, so ist das heute“, sagt die Wirtin Yvonne Böhmler. Und selbst die Bänke vor der Tür sind voll besetzt – bei fünf Grad Außentemperatur. Das kann eigentlich nur eines bedeuten: es ist Kirbe-Montag. Nach einem launigen Feierwochenende mit Partys und Familiensonntag in der Strudelbachhalle findet das Ereignis traditionell am Montag seinen Höhepunkt.

 

Kneipen und Gaststätten, aber auch Vereine laden den ganzen Tag lang in ihre gute Stube ein, schenken aus und bewirten, im Backhaus wird kräftig der Ofen angeheizt, und Kirbe-Stände laden zum Bummeln ein, bevor am Abend die letzte große Sause in der Strudelbachhalle steigt. „Bei uns ging es heute um 8 Uhr mit dem Frühstück los“, erzählt Yvonne Böhmler. Danach ist die Hütte voll bis in die späten Abendstunden. „Manchmal ist um 1 Uhr Schluss, wir standen aber auch schon bis um 4 Uhr hier.“

Insgesamt also ein gewohntes Bild für die Wirtin. Anders für ihre jüngste Tochter. Sie ist nämlich genau der Jahrgang, der die Kirbe-Partys in der Strudelbachhalle dieses Jahr organisiert. Zu diesem Organisationsteam gehören auch die 19-jährigen Katharina Kreutel und Julian Häcker. Die Jahrgänge 1998/99, die gemeinsam in der Weissacher Grundschule waren, sind in diesem Jahr dran. Am Nachmittag können sie noch gemeinsam mit den anderen feiern und von Station zu Station ziehen. Am Abend müssen sie in der Strudelbachhalle wieder auf der Matte stehen.

Hilfe gibt’s von den Älteren

„Man trägt schon viel Verantwortung, und man lernt auch sehr viel“, berichtet Julian Häcker. Zum Glück aber haben die 18 jungen Leute – so viele haben sich aus ihrem Jahrgang bereit erklärt, sich an der Organisation zu beteiligen – , viel Hilfestellung erfahren. „Die alten Jahrgänge haben uns unterstützt und beraten“, erklärt Katharina Kreutel. Auch von älteren Geschwistern, die selbst schon dabei waren, und ehemaligen „Kirbe-Chefs“ gab es viele hilfreiche Tipps.

Das Schöne an dem Konzept, dass immer der Jahrgang der 19- bis 20-Jährigen die Kirbe organisiert, ist für die beiden, „dass man sich hier wieder zusammenfindet“, so Julian Häcker. Nach der Grundschule gehen viele doch sehr unterschiedliche Wege: neue Schule, Ausbildung, Studium. „Auf der Kirbe trifft man sich wieder und sieht, was aus den anderen geworden ist.“ Und beim Orga-Jahr bleibt es meistens nicht. Viele kommen auch danach jedes Jahr wieder, um zu feiern und vor allem am Kirbe-Montag mit ihrem alten Jahrgang um die Häuser zu ziehen.

„Das ist der Nationalfeiertag von Weissach“, formuliert es Fritz Jauß von der freiwilligen Feuerwehr. Die beteiligt sich ebenso an diesem „Feiertag“ und bewirtet von morgens bis abends im Gemeinschaftsraum des Gerätehauses. „Das ist einfach das Highlight der Kirbe“, findet auch Feuerwehrkamerad Reiner Eckert. Vor allem, da sich am Kirbe-Montag so viele unterschiedliche Menschen, Gaststätten und Vereine beteiligten.

Beide haben in jungen Jahren ihre eigenen Erfahrungen als Kirbe-Organisatoren gesammelt. Gefeiert wird heute noch wie damals, glaubt Reiner Eckert, Jahrgang 1957. Und er muss es wissen, ist er doch jedes Jahr wieder mit von der Partie. „Am Kirbe-Montag habe ich noch nie gearbeitet, da habe ich immer Urlaub genommen und bin hierher gekommen.“ Schade findet er, dass die Zahl der Gaststätten im Ort in den vergangenen Jahren merklich zurückgegangen ist. So gibt es natürlich auch weniger Anlaufstellen für die Feierlaunigen.

Es gibt Sicherheitsdienste

Auch hinter den Kulissen hat sich so manches gewandelt. In erster Linie ist vieles komplizierter geworden. „Wir waren zum Beispiel erst der zweite Jahrgang, der eine Security gebraucht hat“, erinnert sich Fritz Jauß, geboren 1979. Und heute? 14 beauftragte Sicherheitsleute müssen in der Zeit nach 23 Uhr in der Strudelbachhalle nach dem Rechten sehen. So verlangen es die Auflagen. Auch in Sachen Brandschutz müssen die Teams in der jüngeren Vergangenheit sehr viel mehr beachten. „Früher war das nicht so streng“, erzählt Reiner Eckert. „Da hat es keinen interessiert, wenn hier im Keller 50 Leute saßen oder mehr. Brandschutz war damals noch kein Thema.“