Die evangelische Gemeinde Stuttgart-Möhringen hat ein neues Gottesdienstkonzept entwickelt. Jede der drei Kirchen bekommt einen Schwerpunkt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Mehr Vielfalt und ein attraktiveres Angebot für Familien, das sind die zwei Hauptziele, welche der Möhringer Kirchengemeinderat mit seinem neuen Gottesdienstkonzept verfolgt. Martin Hoppenstedt und seine Mitstreiter haben dieses bereits im Oktober bei einer Gemeindeversammlung vorgestellt. Schon damals gab es nur wenige kritische Stimmen. Dennoch ist Hoppenstedt „positiv überrascht“, dass der Kirchengemeinderat sich durchgerungen habe, die neuen Ideen so schnell umzusetzen: nämlich vom 3. Januar an. Damit erfülle man die Erwartungen, welche die bei der Gemeindeversammlung Anwesenden in den Kirchengemeinderat gesetzt haben, sagt Hoppenstedt.

 

Die Martinskirche

Das Konzept sieht vor, dass in der Martinskirche am Oberdorfplatz künftig vor allem traditionelle Gottesdienste gefeiert werden. Beginn ist jeweils um 9.30 Uhr. Distriktgottesdienste sollen von sofort an ausschließlich in der Martinskirche stattfinden.

Die Christuskirche

Die Christuskirche an der Meßstetter Straße bekommt den Schwerpunkt meditative Gottesdienste. Etwa einmal im Monat soll ein solcher besonderer Gottesdienst dort angeboten werden. Taizé-Gebete finden nur noch in der Christuskirche statt. Wenn kein meditativer Gottesdienst auf dem Programm steht, feiert die Gemeinde auch an der Meßstetter Straße einen traditionellen Gottesdienst. Am dritten Sonntag im Monat rutscht der Gottesdienst auf den Samstag davor.

Die Auferstehungskirche

Darüber hinaus will der Kirchengemeinderat die Angebote für Kinder und Familien in der Auferstehungskirche an der Widmaierstraße konzentrieren. Dazu zählen zum Beispiel die Kleine Kirche, die Kinderkirche und die Familiengottesdienste. Außerdem ist die Auferstehungskirche der Ort für die sogenannten Socke-Gottesdienste. Der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Worte: seriös, offen, christlich, kreativ und ereignisreich. Diese Worte sollen in der Gottesdienstgestaltung umgesetzt werden. Die Gottesdienste in der Auferstehungskirche beginnen in der Regel um 11 Uhr. Am ersten Sonntag im Monat beginnt um 11 Uhr die Kleine Kirche und um 17.30 Uhr findet ein traditioneller Gottesdienst statt beziehungsweise ein Gottesdienst in freierer Form.

Kein starres Gerüst

Der Kirchengemeinderat plant außerdem, dass die Gemeinde etwas häufiger als bisher zentrale Gottesdienste feiert. „Wir wollen das jetzt ein Jahr lang ausprobieren“, sagt Martin Hoppenstedt. Danach ziehe der Kirchengemeinderat Bilanz und schaue, was sich bewährt habe. Außerdem sei das neue Konzept nicht als starres Gerüst zu verstehen. In der Anfangszeit müsse es sowieso Ausnahmen geben, weil verschiedene Gottesdienste schon geplant und Gruppen gebucht gewesen seien. Aber auch darüber hinaus werde zum Beispiel auch in der Martinskirche immer wieder mal ein Familiengottesdienst gefeiert.

Mehr Arbeit für die Pfarrer

Im aktuellen Gemeindebrief schreibt Hoppenstedt außerdem, dass das neue Konzept größere Freiräume für Gemeindeglieder eröffne, sich gestaltend an Gottesdiensten zu beteiligen. „Das neue Konzept soll das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit in der Gemeinde fördern und der Vielfalt der Gemeindeglieder verstärkt Rechnung tragen“, schreibt Hoppenstedt.

Der Kirchengemeinderat räumt ein, dass die Umsetzung der Ideen für die Pfarrer zunächst eine Herausforderung sei. Die evangelische Kirchengemeinde Möhringen ist, was die Pfarrer betrifft, derzeit schlecht aufgestellt. Detlef Häusler hat seine 50-Prozent-Job auf der Pfarrstelle Nord aufgegeben. Er ist nun zu 100 Prozent im Dienst der geistlichen Begleitung bei der Landeskirche angestellt. Pfarrerin Anna Stückle befindet sich in Elternzeit. Hinzu kommt die Vakanz in Sonnenberg. So bleiben nur noch der geschäftsführende Pfarrer Ernst-Martin Lieb und sein Kollege Winfried Maier-Revoredo.

Entsprechend skeptisch ist Lieb. Das neue Gottesdienstkonzept sei ein Schritt in die richtige Richtung. „Aber er kommt zur falschen Zeit“, sagt Ernst-Martin Lieb. Denn alles Neue sei zunächst mit einem Mehr an Arbeit verbunden. „Das können wir personell im Moment nicht stemmen.“