Bei einem Gottesdienst an zwei Orten wollen die zwei Pfarrer Stefan Ruf und Gottfried Askani im Lutherjahr das Gemeinsame zweier Konfessionen betonen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Stefan Ruf ist katholischer Pfarrer. Das Reformationsjubiläum ist für ihn dennoch etwas Besonderes. Martin Luther habe auch den Katholiken viel zu sagen. Reformen seien für die Kirche immer wichtig gewesen – bis heute. „Eine Kirche, die sich nicht verändert, ist tot“, sagt Ruf. Luther sei zwar sehr radikal und die Spaltung der Kirche schmerzlich gewesen. „Aber zu der damaligen Zeit wäre eine Reformation der Kirche vermutlich gar nicht anders möglich gewesen“, sagt Ruf. Er möchte das Gemeinsame von evangelischem und katholischem Glauben unterstreichen. So entwickelte Ruf die Idee, im Lutherjahr zu einem besonderen Gottesdienst im Distrikt Stuttgart- Vaihingen einzuladen.

 

Ein bewusster Auszug aus der Kirche

Dahinter steckt viel Symbolik. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr in der katholischen Christus-König-Kirche. „Wir wollen uns dem Ursprung annähern“, sagt Ruf und verweist auf die Biografie Luthers. Am 10. November 1483 in Eisleben in Sachsen-Anhalt geboren, ließen ihn seine Eltern einen Tag später auf den Namen Martinus taufen. Er war Katholik und wurde Augustinermönch und Theologieprofessor. Doch Luther begehrte auf, er wollte Fehlentwicklungen der Christentumsgeschichte in der Kirche seiner Zeit überwinden. Er wollte aber nie eine Kirchenspaltung.

Für den ersten Teil der Predigt ist der evangelische Pfarrer Gottfried Askani verantwortlich. Er wird auf der Kanzel der katholischen Christus-König-Kirche stehen. „Danach gehen wir ganz bewusst aus der Kirche hinaus. Wir begeben uns auf eine Weggemeinschaft“, sagt Ruf. Es soll eine Art Pilgerweg sein, mit Gebeten und Momenten der Stille. Das Ziel ist die evangelische Stadtkirche. Dort beginnt gegen 11 Uhr der zweite Teil des Wortgottesdienstes mit dem katholische Pfarrer Ruf. Er spricht über den Aufbruch der Kirchen, über den Reformwillen und den Zwang sich zu reformieren, über die Chance der Kirchen, eine Einheit zu bilden. „Ich möchte nicht das Trennende in den Blick nehmen, sondern die Verständigung zwischen beiden Konfessionen“, sagt Ruf. Im Anschluss sind alle zu einem evangelischen Abendmahl eingeladen.

Gelebte Ökumene

Für die beiden Pfarrer ist es nicht das erste Mal, dass sie in der Kirche der jeweils anderen Konfession predigen. Doch die Größe des Gottesdienstes sei etwas Einmaliges. Besonders ist für Ruf aber vor allem, dass „so ein gemeinsames Gedächtnis heute überhaupt möglich ist“. Denn noch vor zehn oder 20 Jahren sei so etwas völlig undenkbar gewesen. In Vaihingen allerdings werde die Ökumene schon seit Langem gelebt. Askani sieht das genauso. Auch für ihn ist der gemeinsame Gottesdienst „ein Stück gelebte Ökumene“, so wie sie in Vaihingen schon seit Langem praktiziert werde. Beweis dafür ist für Ruf auch, dass seine Idee für den großen gemeinsamen Gottesdienst bei den Kollegen der evangelischen Gemeinde von Anfang an sehr positiv aufgenommen worden sei. Askani fand den Vorschlag seines Kollegen Ruf „bemerkenswert, aber nicht verwunderlich“, wie er sagt. Bemerkenswert, weil so etwas zwischen den Konfessionen nicht üblich sei. Nicht verwunderlich, weil er Ruf als guten Freund kenne.

Termin
Der Gottesdienst unter der Überschrift „Mit Martin Luther unterwegs“ am Sonntag, 19. März, beginnt um 10 Uhr in der Christus-König-Kirche, Fanny-Leicht-Straße 33. Gegen 11 Uhr beginnt die Predigt in der evangelischen Stadtkirche an der Pfarrhausstraße 14. Nach dem Gottesdienst sind alle zu einem Stehempfang eingeladen.