Vielerorts ist es schwierig gewesen, Kandidaten für die Kirchengemeinderatswahl zu finden. Doch ohne Engagement geht es nicht. Vor allem dann nicht, wenn etwas Neues entstehen muss. Ein Beispiel.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Plieningen - Beim Festgottesdienst am Sonntag möchte Hans-Ulrich Winkler vor allem danke sagen. Er möchte sich bei denjenigen bedanken, welche die neue Verbundkirchengemeinde auf den Weg gebracht haben, und bei denjenigen, die für den im Dezember neu gewählten Kirchengemeinderat kandidiert haben. Denn dieses ehrenamtliche Engagement ist nicht selbstverständlich, weiß der geschäftsführende Pfarrer.

 

Vielerorts in der Württembergischen Landeskirche war es schwierig, genügend Bewerber für die Kirchengemeinderäte zu finden. Auch in den Gemeinden Asemwald, Birkach, Plieningen-Hohenheim Plieningen und Schönberg, die künftig im Verbund noch enger zusammenarbeiten wollen, war es knapp. Mehr Kandidaten als Plätze im Gremium gab es nur in Birkach. In den anderen Gemeinden waren es so viele Bewerber wie Plätze. Die Gläubigen konnten also den Wahlvorschlag lediglich bestätigen.

Was ist das Problem der Kirche?

Ist das noch eine echte Wahl? „Ja“, antwortet Winkler und vergleicht es mit Kommunalwahlen. „Wenn es in einer Stadt nur einen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters gibt und dieser gewählt wird, dann ist er auch Bürgermeister.“ Und zwar unabhängig von der Wahlbeteiligung. Diese lag in den einzelnen Gemeinden zwischen 20 und 22 Prozent. Das bedeutet, dass gerade einmal ein Fünftel der Gläubigen seine Stimme abgegeben hat. Keine guten Startbedingungen für die neue Verbundkirchengemeinde. Ein Problem für die demokratische Legitimation sieht Winkler aber nicht. „Vor den großen Entscheidungen wird es sicher noch mal Gemeindeversammlungen geben. Dort können zwar keine Beschlüsse gefällt werden, aber uns ist es wichtig, dann dort noch mal ein mögliches Modell der Zukunft zu besprechen und zu beraten und noch einmal möglichst viele Meinungen dazu zu hören“, betont Winkler.

Dennoch: „Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn wir mehr Kandidaten gefunden hätten und wenn die Wahlbeteiligung höher gewesen wäre“, räumt Winkler ein. Die Gemeinden vor Ort hätten auch viel dafür getan, um die Kirchenwahl publik zu machen und damit für die aktive oder auch passive Beteiligung zu werben. „Vor allem in die Kandidatensuche haben wir viel Zeit investiert“, sagt Winkler. Aber die Kirche habe eben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie viele Parteien, Vereine und andere Organisationen. „Wir tun uns schwer damit, jemanden für sechs Jahre zu binden.“ Denn so lange dauert die Legislaturperiode im Kirchengemeinderat. „Das ist wirklich eine lange Zeit“, sagt Winkler.

Mehr kleinteiliges Engagement direkt vor Ort ist notwendig

Das neue Gremium wird sich noch in diesem Monat zu seiner ersten Sitzung treffen. „Bei mir ist schon eine gewisse Anspannung da“, sagt Winkler. Aber er freue sich auch darauf, ein neues Kapitel in der Geschichte der Kirchengemeinden aufzuschlagen. „Das ist spannend und macht Lust“, sagt der geschäftsführende Pfarrer. Das Gremium müsse den neuen Haushalt beschließen und sich eine Geschäftsordnung geben. Danach geht es ans Eingemachte. Zum Beispiel, den Immobilienbestand der Gemeinden gesund zu schrumpfen, also an die aktuelle Zahl der Gemeindeglieder anzupassen. „Das ist eine Aufgabe, für die man keinen Beifall bekommt. Aber sie ist notwendig“, konstatiert Winkler und ergänzt: „Es ist eine Herausforderung, hier im Verbund zu denken und die Interessen der einzelnen Gemeinden zurückzustellen.“

Fest steht für den geschäftsführenden Pfarrer auch, dass der Kirchengemeinderat mit den großen Leitlinien ausgelastet sein wird. Das Gremium sei kleiner als die Summe der bisherigen einzelnen Gremien zusammengenommen. „Darum brauchen wir mehr als bisher Menschen, die sich direkt vor Ort engagieren und bereit sind, kleinere Aufgaben oder Projekte zu übernehmen“, sagt Winkler. Die Erfahrung zeige, dass die Bereitschaft der Gläubigen da ist, sich in dieser Form zu engagieren. Ein aktuelles Beispiel dafür sei die Gartengruppe, die in den kommenden Monaten den Pfarrgarten in Plieningen zu einem Gemeindegarten umgestalten wolle.

Wie es zur Verbundkirchengemeinde kam

Um den Pfarrplan 2024 zu erfüllen, der für das Gebiet einen Abbau der Pfarrstellen von derzeit 400 auf 300 Prozent vorsieht, haben die evangelischen Gemeinden Asemwald, Birkach, Plieningen-Hohenheim und Schönberg eine Verbundkirchengemeinde gegründet. Diese betont die jeweils eigene Vergangenheit der einzelnen Gemeinden, blickt aber bewusst in eine gemeinsame Zukunft. Die Gebäude und die Vermögen bleiben bei der jeweiligen Gemeinde. Die Verbundkirchengemeinde hat aber nicht nur einen gemeinsamen Verbundkirchengemeinderat, sondern auch einen gemeinsamen Haushalt und eine gemeinsame Verwaltung.

Der Festgottesdienst zur Einsetzung des Verbundkirchengemeinderats am Sonntag, 19. Januar, beginnt um 10 Uhr in der Steckfeldkirche an der Steinwaldstraße. Danach gibt es einen Stehempfang.