Die „Querdenken“-Bewegung hat für Samstag einen “politischen Gottesdienst“ angekündigt. Die Kirche kritisiert: Dabei handle es sich keineswegs um einen Gottesdienst, sondern um eine öffentliche politische Kundgebung.

Karlsruhe - Die Kirchen haben einen von den „Querdenkern“ geplanten „politischen Gottesdienst“ in Karlsruhe heftig kritisiert. Bei der für Samstag angekündigten Veranstaltung gegen die Corona-Maßnahmen handle es sich offensichtlich keineswegs um einen Gottesdienst, sondern um eine öffentliche politische Kundgebung, heißt in einer auf den Internetseiten der evangelischen und katholischen Kirche veröffentlichten Stellungnahme. Damit werde das Wort Gottesdienst „instrumentalisiert und missbraucht“.

 

Zudem würden so Menschen „vorsätzlich und auf inakzeptable Weise in die Irre“ geleitet, kritisieren die Kirchen gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften. Sie sehen in dem angekündigten „politischen Gottesdienst“ einen Missbrauch des Grundrechts auf Religionsfreiheit und fordern, die Bezeichnung solcher Veranstaltungen als Gottesdienst zu unterlassen. Sie wehren sich zudem gegen Versuche, „die Pandemie zu bagatellisieren und das Leid der Menschen für politische Zwecke zu instrumentalisieren“.

Auch der evangelische Landesbischof kritisiert die Veranstaltung

Auch der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh kritisiert die Veranstaltung. Die „Querdenker“ nutzten die Freiheitsrechte in der Gesellschaft, um „Menschen mit kruden Argumenten Angst zu machen und das Vertrauen in Institutionen wie Presse, Gerichte, Verwaltung oder die politischen Organe zu schwächen“.

Der Landesbischof bezeichnete es als unverständlich, dass sich ein ordinierter Pfarrer „an diesem Geschäft mit der Angst beteiligt“. Die Botschaft der christlichen Kirchen dagegen laute „Fürchtet euch nicht!“. Sie trete mutig ein für das Leben und achte besonders auf die Schwächsten.

Gegendemonstration unter dem Motto „Mitdenken statt Querdenken“ geplant

Die „Querdenken721“-Bewegung in Karlsruhe hat für Samstag zu einem „Politischen Gottesdienst für alle Opfer der Corona-Maßnahmen“ aufgerufen, bei dem der evangelisch-reformierte Pfarrer Lothar Mack aus der Schweiz sprechen soll. Er ist schon häufiger bei „Querdenker“-Kundgebungen aufgetreten, etwa im November in Basel oder Mitte Januar im fränkischen Fürth. Dort warf er den Kirchenleitungen „Versagen“ vor.

Geplant ist zudem auch eine Gegendemonstration unter dem Motto „Mitdenken statt Querdenken“, von dem Ettlinger Landtagskandidaten der Linken, Jörg Rupp. Seit Dezember werden Anführer der „Querdenken“-Bewegung und deren Umfeld in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz beobachtet.