Homo-Paare im Pfarrhaus, Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare – für die evangelischen Kirche in Deutschland ist das kein großes Problem mehr. Anders in der katholischen Kirche: Sie tut sich weiterhin schwer mit der Anerkennung homosexueller Partnerschaften.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - In den christlichen Kirchen gibt es eine sehr große Bandbreite von moraltheologischen Lehrmeinungen zum Thema Homosexualität – insbesondere bezüglich Amtsträgern. Viele Freikirchen sehen in homosexuellen Lebensweisen eine schwere Sünde, tolerieren aber Schwule und Lesben, solange sie zölibatär – also enthaltsam – leben.

 

Evangelische Kirche in Deutschland

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vertritt nach Jahrzehnten äußerst kontroverser geführter Diskussionen eine liberalere Haltung zur Homosexualität. In allen 20 Landeskirchen dürfen homosexuelle Pastoren mit ihrem standesamtlich verheirateten Partner offiziell im Pfarrhaus leben und wohnen und werden in den meisten.

In den norddeutschen und rheinischen Landeskirchen sind sie besoldungsrechtlich Hetero-Ehepaare gleichgestellt. Im württembergischen Kirchensprengel werden Homo-Pastoren-Paare akzeptiert, sind aber besoldungsrechtlich benachteiligt.

Katholische Kirche

In der katholischen Kirche wird argumentiert, dass Homosexualität im Widerspruch zur Funktion der Sexualität in der natürlichen Ordnung stehe. Weil Sex untrennbar an die Zeugung von Kindern gebunden ist, dürften nur Mann und Frau eine eheliche Beziehung eingehen.

Genauso wie beim Sex vor der Ehe als auch Sex mit einem gleichgeschlechtlichen Partner (sowie bei der Verwendung von Verhütungsmitteln) wird dem kirchlichen Lehramt zufolge gegen Gottes Gebote verstoßen. Allerdings ist nicht die Homosexualität an sich sündhaft, sondern nur homosexuelle Akte. Nur wer als schwuler Katholik und lesbische Katholikin sexuelle enthaltsam – „keusch“ – lebt und gleichgeschlechtlicher Liebe vollständig entsagt, lebt im Sinne der kirchlichen Lehre.

Die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen, die in protestantischen Kirchen weitverbreitet ist, wird in der katholischen Kirche von Papst und Bischöfen verweigert.