Nach jahrelanger Suche ist die Gemeinde nun fündig geworden: Im Gewerbegebiet Hopfengärten will sie ein neues Gemeindezentrum mit Kirche, Gemeindehaus und Veranstaltungssaal errichten – ein Kraftakt für die Mitglieder.

Bietigheim-Bissingen - Es dürfte der syrisch-orthodoxen Gemeinde vorkommen wie ein Geschenk des Himmels, dass sie nun endlich ein Grundstück gefunden haben, auf dem sie ihr neues Gemeindezentrum errichten können. Mehr als zehn Jahre lang suchte die Kirche nach einer neuen Heimat, etliche Grundstücke wurden untersucht – keines eignete sich. Doch mit dem Ja des Gemeinderats zu den Plänen in den Hopfengärten ist die Odyssee jetzt beendet.

 

Die Gemeinde muss die Kosten selbst tragen

Die Stadt verkauft der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, wie sich die Gemeinde offiziell nennt, ein Grundstück mit rund 6300 Quadratmetern Fläche. Auf diesem will die Gemeinde eine Kirche mit 600 Sitzplätzen sowie einem 24 Meter hohen Kirchturm errichten, ebenso ein Gemeindehaus mit Wohnungen für Pfarrer und Hausmeister. Auch eine Veranstaltungshalle mit Platz für rund 600 Tischgäste in einem Festsaal soll hier entstehen – allerdings voraussichtlich erst später. Die kirchliche Gemeinde hat sich verpflichtet, innerhalb von vier Jahren die Kirche und das Gemeindehaus zu bauen, spätestens in sieben Jahren muss auch der Veranstaltungssaal fertiggestellt sein.

Finanziell sei alles in trockenen Tüchern, heißt es. Die syrisch-orthodoxe Kirche habe die Finanzierung abschließend mit ihrer Hausbank geklärt, teilt die Stadt mit. Die Gemeinde selbst will zu dem Projekt derzeit keine Stellung beziehen. Klar ist aber, dass die rund 1200 Mitglieder selbst für die Kosten aufkommen müssen. Allein der Grundstückskauf beläuft sich auf fast 880 000 Euro, wie viel das Gesamtprojekt kosten wird, ist angeblich noch unklar.

Suche nach Grundstück begann schon vor 13 Jahren

In der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend zeigte sich die Kirche, die als Verein organisiert ist, allerdings enttäuscht, dass die Verwaltung ihr finanziell nicht entgegengekommen sei. Sie ließ durch den Freie-Wähler-Rat Wassilios Amanatidis eine Erklärung verlesen, in der sie zwar der Stadt ihren Dank ausdrückte, den Kirchenneubau zu ermöglichen. Allerdings verstehe man nicht, warum die Stadt das Grundstück nicht habe günstiger verkaufen wollen. Immerhin seien viele von ihnen „Schichtarbeiter und keine reichen Leute“ – und die Stadt Bietigheim-Bissingen sei allgemein doch recht großzügig im Hinblick auf die Förderung von Vereinen. Warum sollte sie nicht auch eine Minderheit unterstützen, die gemeinsam etwas stemmen wolle?

Der Oberbürgermeister Jürgen Kessing ließ sich jedoch nicht erweichen. Der Grundstückspreis sei „durchverhandelt“, sagte er: „Wir können nicht unter Wert verkaufen, das machen wir bei anderen auch nicht.“ Unabhängig davon sei die Stadt aber sehr froh, dass endlich eine neue Heimat für die Christengemeinde gefunden worden sei. Immerhin hatte die syrisch-orthodoxe Kirche seit 2001 nach einem Grundstück für ein neues Gemeindezentrum gesucht. Etliche Flächen waren untersucht worden, doch laut Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt, seien die meisten aus finanziellen oder Platzgründen nicht in Frage gekommen. Bei einigen seien auch „andere Belegungswünsche“, beispielsweise von Firmen, dazwischen gekommen.

Auch der Großteil der Stadträte zeigte sich geradezu erleichtert über die Lösung. Lediglich die GAL war nicht ganz einverstanden mit den Plänen: Albrecht Kurz kritisierte die großflächig vorgesehenen Parkplätze. „In unserer dicht besiedelten Region können wir es uns nicht leisten, die Hälfte der Fläche mit ebenerdigen Parkplätzen zuzupflastern“, betonte der grüne Kommunalpolitiker.