Zwischen den Friedenskirchen Lauchhau-Lauchäcker und Sindelfingen hat es Irritationen gegeben. Die Gemeinde im Lauchhau-Lauchäcker ist nun selbstständig. Sie strebt weiterhin den Bau eines Gemeindezentrums an der Meluner Straße an.

Vaihingen - Auf dem sogenannten „Kirchengrundstück“ an der Meluner Straße im Quartier Lauchäcker soll weiterhin ein Gemeindezentrum entstehen. Die Friedenskirche Lauchhau-Lauchäcker ist zwar kürzlich von ihrer Kaufoption für das städtische Grundstück zurückgetreten. Das habe der ehemalige Pastor Steffen Kahl aber eigenmächtig getan, ohne sich mit seinen Gemeindemitgliedern abzustimmen, sagt Daniel Glass, der Gemeindeleiter der Friedenskirche Lauchhau-Lauchäcker, die sich inzwischen in Treffpunkt Leben umbenannt hat.

 

Konflikt zwischen den Gemeinden

„Es gab einen Konflikt mit Steffen Kahl. Dieser hat die Kaufoption ohne Mandat zurückgegeben“, so Glass. Kahl sei im Anschluss „abberufen worden“. Man habe sich von der Friedenskirche Sindelfingen abgetrennt und sei nun selbstständig. Dazu habe man sich neu konstituieren müssen sowie in Treffpunkt Leben umbenannt, erläutert Glass. Organisatorisch gehöre man zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.

Steffen Kahl, der Pastor der Sindelfinger Gemeinde, stellt den Vorgang anders dar: „Die Mitgliederversammlung der Friedenskirche Sindelfingen hat am 22. November 2013 mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dass sie sich als Gemeinde von der Gemeindegründungsarbeit Friedenskirche Lauchhau-Lauchäcker komplett zurückzieht und sich organisatorisch abtrennt. Es gab unüberbrückbare interne Leitungskonflikte. Diese hatten nichts mit dem Grundstückskauf zu tun.“ Es sei grober Unfug von Daniel Glass zu behaupten, er habe die Kaufoption eigenmächtig zurückgegeben. „Als bisheriger Rechtsträger hat die Friedenskirche Sindelfingen jede rechtliche Verpflichtung für das Gemeindegründungsprojekt im Lauchhau-Lauchäcker beendet und im Zuge dessen auch die Kaufoption für das Grundstück an der Meluner Straße zurückgegeben.“ Die Friedenskirche Sindelfingen habe diese als Rechtsträger angefordert und unterschrieben gehabt.

Treffpunkt Leben hält an Plänen fest

Unabhängig von den internen Streitigkeiten verfolgt der Treffpunkt Leben weiterhin seinen Plan, ein Gemeindezentrum auf dem Grundstück der Stadt zu errichten. Dieses ist als Gemeinbedarfsfläche für kirchliche Zwecke vorgesehen. Ursprünglich hatte die Evangelische Kirchengemeinde vorgehabt, dort ein Gemeindehaus zu bauen, hat dann aber Abstand von diesem Plan genommen.

Die Gemeinde Treffpunkt Leben hat klare Vorstellungen: Man wolle ein „offenes Haus“ bauen, das als Anlaufstelle für alle im Stadtteil dienen soll, so Glass. Derzeit nutze man das Bürgerhaus. „In diesem können wir uns aber nicht so ausbreiten, wie wir das gerne möchten, daher streben wir ein eigenes Gebäude an.“ Aktuell ist die Gemeinde 13 Mitglieder groß. „Zu unseren Angeboten kommen aber bis zu 100 Leute“, sagt Glass. Ihr Ziel sei es, „das Grundstück als Erbpacht zu erhalten und ein Gebäude zum Wohle des Stadtviertels darauf zu setzen“. Man lebe nach dem Motto: „Suchet der Stadt Bestes.“

Am 7. Mai hat ein Treffen der zuständigen Mitarbeiter des Liegenschaftsamts mit Mitgliedern des Treffpunkt Leben stattgefunden. Wie Jan Minges, ein Sprecher der Stadt, mitteilt, sei man in konstruktiven Gesprächen. „Die Planungen werden verwaltungsintern geprüft und bedürfen im Anschluss der Zustimmung der Gremien“, sagt Minges. Ob die Kaufoption erneuert werde oder nicht, dazu könne er sich derzeit nicht äußern.

Ein Blick zurück: Im Herbst vergangenen Jahres hat die SPD einen Antrag gestellt, weil die Verlängerung der Option für das städtische Grundstück neben dem Bürgerforum anstand. In diesem forderten die Sozialdemokraten eine öffentliche Veranstaltung, bei der über die Verlängerung informiert und mit den Bürgern diskutiert wird. Anlass sei gewesen, dass Bürger aus dem Wohngebiet auf sie zugekommen seien, „die diesen Grundstücksverkauf ausgesprochen kritisch sehen“.

Am Mittwoch, 14. Mai, will sich Roswitha Blind, die Fraktionsvorsitzende der Gemeinderats-SPD, mit Vertretern der Freikirchengemeinde treffen. „Sie kamen auf mich zu. Das finde ich gut und ich höre mir gerne an, was sie zu sagen haben“, sagt sie. Den Inhalt ihres damaligen Antrags vertritt Blind freilich weiterhin: „Ich finde eine öffentliche Veranstaltung zum Verkauf immer noch richtig.“ Es sei nicht in Ordnung, Entscheidungen über den Verkauf solcher Grundstücke nicht-öffentlich treffen. „Man braucht Transparenz. Die Leute sollen nicht hinterher in der Zeitung lesen, dass es passiert ist.“ Sollte es bei der öffentlichen Diskussion so sein, dass niemand komme oder der geplante Verkauf für gut befunden werden, „dann ist es auch gut“, so Blind.

Einer öffentlichen Diskussion stehe man positiv entgegen, so Glass. „Wir sind gerne bereit, Fragen zu beantworten“, sagt der Gemeindeleiter.

Gemeindezentrum
Der Treffpunkt Leben will in zwei Phasen bauen. Ein Gebäude, das von der Größenordnung her etwa die Hälfte des Bürgerhauses einnimmt, soll für circa 1,2 Millionen Euro entstehen. Angedacht ist das Jahr 2017.

Ausbau
Im zweiten Abschnitt soll der Bau für zwei Millionen Euro vergrößert werden, sodass Platz für bis zu 250 Besucher ist. Der Gemeinde schwebt unter anderem ein Elterncafé, ein Winterspielplatz, eine Kletterwand und ein Musikraum vor. Eine Realisierung bis 2025 wird angestrebt.

Finanzierung
Am Geld, diese Pläne umzusetzen, fehlt es der Gemeinde freilich noch. Der Treffpunkt Leben rechnet mit der Unterstützung anderer Gemeinden aus dem Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden. „Einen Großspender benötigen wir allerdings schon noch“, sagt der Gemeindeleiter Daniel Glass. Dann könne ihr Plan auch früher umgesetzt werden.