Als es den Kirchengemeinden vor 50 Jahren noch besser ging, wurden vielerorts teure Gemeindezentren gebaut. Bei rückläufigen Mitgliederzahlen und sinkenden Kirchensteuereinnahmen lassen sich einige davon nicht mehr halten.

Landkreis Ludwigsburg - Schließungen von Kirchen wie in Asperg werden sich in Zukunft nicht häufen. Doch leiden viele Kirchengemeinden unter der Last, die von den Kosten ihrer Immobilien verursacht werden. Das trifft Protestanten wie Katholiken gleichermaßen. Der Unterhalt der Gebäude ist teuer, während die Einnahmen der Kirche wegen rückläufiger Mitgliederzahlen und damit Kirchensteuerzahlern stetig sinken. Deshalb versuchen Dekane, Pfarrer und Kirchengemeinderäte zum Teil ihre Gemeindezentren zu schließen oder suchen andere Nutzungsmöglichkeiten dafür.

 

Gemeindezentrum wird zur Erzieherinnenschule

Eines der aktuellsten Beispiele ist das katholische Gemeindezentrum am Straßenäcker in Eglosheim. Das Gebäude stammt aus einer Zeit, in der die Thomas Morus Gemeinde im Ludwigsburger Stadtteil noch mehr Anhänger hatte. In den letzten Jahren sei es den Katholiken aber immer weniger gelungen, die Räume auszulasten, sagt der Dekan des katholischen Dekanats im Kreis, Oliver Merkelbach. Deshalb baute die Ludwigsburger Gesamtkirchengemeinde das Gebäude um und vermietet es seit vorigem September an das St. Loreto Institut aus Schwäbisch-Gmünd, das dort nun eine katholische Fachschule für Sozialpädagogik betreibt.

Das katholische Gemeindezentrum in Eglosheim gehört zu den Gebäuden, die von den Kirchen in den 60er, 70er und 80er Jahren für viel Geld gebaut wurden. Damals ging es den Gemeinden beider Konfessionen noch besser. Es gab mehr Gemeindeglieder, Kirchgänger und mehr Kirchensteuereinnahmen.

Sinkende Einnahmen erschweren den Betrieb der Gebäude

Mit dem demografischen Wandel werden die Kirchenanhänger immer älter und sterben, wohingegen weniger junge Christen nachkommen. Die teuren Immobilien der Gemeinden bleiben aber stehen und belasten das Budget. „In manchen Kirchengemeinden sind die Unterhaltskosten so hoch, dass für die pastoralen Aufgaben wenig Spielraum bleibt“, sagt Oliver Merkelbach. Heizkosten, Unterhalt oder Renovierungen würden so viel Geld verschlingen, dass weniger für Musikgruppen, Kindergottesdienste oder andere Angebote übrig bleibe. Deshalb müssten die Gemeinden schauen, ob sie andere Nutzungsmöglichkeiten für Gemeindezentren oder ähnliche Einrichtungen finden.

Dieser Prozess trifft auch die Protestanten im Landkreis. „Das ist ein Trend, der uns schon lange beschäftigt“, sagt der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Ludwigsburg, Winfried Speck. Die Ludwigsburger Friedenskirche habe ihr Gemeindehaus in der Karlstraße zum Beispiel schon vor Jahren aufgeben müssen. In Kornwestheim hat der Kirchengemeinderat vor wenigen Tagen beschlossen, das Gemeindehaus der Johanneskirche abzureißen. Das eingesparte Geld sollen die Gemeinden in ihre Hauptaufgaben wie Gottesdienste, Kinderkirche oder Diakoniedienst investieren, sagt Speck. Wie bei den Katholiken laute auch bei den Protestanten das Motto: weg von den Steinen, hin zu den Menschen.