Die Katholiken in Weil der Stadt besitzen einen einzigartigen Kirchenschatz. Jetzt wird er gezeigt.

Weil der Stadt - Als feststand, dass er Pfarrer in Weil der Stadt wird, habe ihm sogar der Weihbischof Johannes Kreidler gratuliert. Anton Gruber erinnert sich gut: „Oh, schön“, habe der Weihbischof gesagt, „die Weil der Städter haben einen wunderbaren Kirchenschatz.“ Diese historischen Kelche, Kreuze und Monstranzen bekommen jetzt einen eigenen Raum, in dem man sie in Vitrinen bewundern kann.

 

Das lohnt sich. Vorne rechts im Kirchenschiff der Stadtkirche St. Peter und Paul muss man erst den Kopf einziehen und dann eine enge Wendeltreppe nach oben klettern. Dort offenbart sich der Raum mit seinen roten, gotischen Streben und den vier nagelneuen Vitrinen.

Im Zentrum eine hohe, golden-glänzende Monstranz, also ein Schaugerät, in dem die Hostie am Fronleichnamsfest durch die Stadt getragen wird. „Sehen Sie, die Monstranz sieht aus wie der Turm eine gotischen Münsters“, erklärt Pfarrer Anton Gruber. Und genauso alt, aus der Gotik stammend, sei sie auch. Ungefähr von 1490 stammt die Monstranz. Als der spätere Rottenburger Bischof Paul Wilhelm von Keppler 1888 in seinem Buch „Württembergs kirchliche Kunstaltertümer“ erstmals eine Querschau der Kirchenkunst im Ländle gewagt hat, schrieb er über diese Monstranz: „Das schönste Kreuzostensorium gotischen Stils besitzt unstrittig Weil der Stadt.“

Das schönste Altarkreuz des Landes

Der Weiler Kunsthistoriker Heribert Sautter hat die Erstellung dieses kleinen Schatzkämmerleins begleitet: „Diese Monstranz und ein Altarkreuz sind die wertvollsten Objekte in diesem Raum, dann kommt lange nichts.“ Das Kreuz, was er meint, steht in einer anderen Vitrine. Es ist etwa 540 Jahre alt, stammt vom Oberrhein und gehört ebenfalls zu den schönsten Altarkreuzen des Landes.

Sautter betont mit Blick auf Diebe, dass alles aus Silber ist, also kaum Materialwert hat. Der kunsthistorische Wert ist umso größer, Museen würden sich die Finger danach lecken, aber das kommt nicht in Frage, stellt der Pfarrer klar. „Alle Gegenstände benutzen wir noch“, sagt Gruber und zeigt auf die Monstranz. An Fronleichnam läuft er damit durch Weil der Stadt. Und jetzt könne man sie auch unterm Jahr adäquat präsentieren, in dieser begehbaren Schatzkiste.

Am Samstag weiht Gruber den Raum offiziell ein. 60 000 Euro hat die Kirchengemeinde in die Hand genommen, um den Raum zu restaurieren und auszustatten. Das Geld spendeten die Familien Manfred Bürklen und Michael Borger, der Ruhestandspfarrer Helmut Nann und der Heimatverein. Der Raum stand bislang leer. Wozu er erbaut und so kunstvoll mit den roten Streben verziert wurde, weiß niemand. Aus dem 19. Jahrhundert weiß man, dass hier einmal das städtische Archiv Akten gelagert hatte. Erhalten ist eine alte Tür, die den Zugang gewährt. „Diese Tür lässt darauf schließen, dass es ein wichtiger Raum war“, sagt Heribert Sautter.

Schätze aus der Gotik und dem Barock

Der Pfarrer und der frühere Weiler Beigeordnete Manfred Bürklen hatten die Idee, hier den Kirchenschatz auszustellen. Die aufwendige Restaurierung organisierte Bürklen selbst. „Alle Materialien mussten wir durch dieses Fenster hereinreichen“, sagt er und zeigt nach ganz oben. Zu sehen ist ein kleiner, nur 19 Zentimeter breiter Schlitz.

14 Gegenstände sind es, die in vier Vitrinen zu sehen sind, angeordnet nach Epochen. Zwei Vitrinen zeigen gotische Objekte, darunter neben der Monstranz und dem Altarkreuz auch ein Kelch von 1360. In zwei Vitrinen sind Gegenstände aus dem Barock zu sehen, etwa ein Rauchfass. Der Ruß hängt dort fest, denn klar: An großen Festen ist auch das noch immer in Benutzung. Ob die Ministranten, die damit Weihrauch schwingen, wissen, dass es 295 Jahre alt ist?

Termin

Der Pfarrer Anton Gruber eröffnet die Schatzkammer an diesem Samstag, 25 Januar, nach dem Gottesdienst gegen 19.15 Uhr. Wer sie am Sonntag besichtigen will, muss sich nach dem Samstags- oder Sonntagsgottesdienst in Listen eintragen, da der Platz beschränkt ist.