Orientalitsche Genüsse beim Kirchenschmaus: Mitglieder der Islamischen Gemeinde haben in der Pauluskirche türkisches Essen gekocht.

Zuffenhausen - Wer am Samstagmittag die Pauluskirche betrat, dem strömte der Duft von Dönerfleisch und orientalischen Gewürzen entgegen. Wer dann noch die Ohren spitzte, der hörte den säuselnden Ton der türkischen Flöte Ney durch den Kirchenraum erklingen. Die Besucher des allmonatlichen Kirchenschmauses hatten sich jedoch nicht in der Tür geirrt, sondern Mitglieder der Islamischen Gemeinde Zuffenhausen hatten gekocht und für die musikalische Umrahmung gesorgt. Und das bereits zum zweiten Mal.

 

Vor zwei Jahren wurde die Projektreihe „Aufeinander zugehen“ mit einem türkischen Kirchenschmaus eingeläutet. „Seither haben wir unsere Nachbarschaft vertieft“, sagte Yavuz Kazanç von der Islamischen Gemeinde. Zuvor hätten die Mitglieder der verschiedenen Glaubensrichtungen nicht viel voneinander gewusst und wenig Kontakt gehabt. Während des Projekts habe sich ein Teil der Gemeindeglieder besser kennen gelernt, etwa bei einem gegenseitigen Besuch der Kirche und der Moschee sowie bei Glaubensgesprächen von Konfirmanden mit muslimischen Schülern. Der Kirchenschmaus ist laut Kazanç eine gute Gelegenheit, um sich in lockerer Atmosphäre zu begegnen, miteinander zu sprechen sowie um eventuelle Vorurteile abzubauen. „Das persönliche Gespräch zeigt: Wir sind auch nicht anders“, ist sich Kazanç sicher.

Döner, Börek und Baklava

Der Andrang in der Pauluskirche war groß: Mit zirka 125 Besuchern war jeder Platz an den Tischen belegt, einige Besucher entschlossen sich zum Essen draußen in der Sonne. Auf der Speisekarte stand neben Dönerfleisch noch Börek, ein Blätterteiggebäck. Dazu gab es würzigen Reis und in Weinblätter gerolltes Gemüse. Zum Nachtisch hatten die Muslime Gebäck aus Walnüssen, Mandeln und Pistazien, genannt Baklava, vorbereitet. Geschmacksgenüsse, welche die 91-jährige Margarete Paltial zum ersten Mal in ihrem Leben testete. Ihr Urteil fiel begeistert aus: „Das schmeckt wunderbar“, lobte sie.

Für Kazanç und den Pfarrer der Pauluskirche, Dieter Kümmel, steht fest, dass der Kontakt zwischen beiden Gemeinden auch künftig nicht abreißen soll. Im Mai ist in der Moschee an der Markgröninger Straße ein Frauenfrühstück geplant. Außerdem möchte Kazanç die christlichen Nachbarn zu einem Essen in das muslimische Glaubenshaus einladen.