Die Einladung der AfD zum Kirchentag war von Anfang an umstritten. In der Diskussion lässt Berlins Bischof Dröge aber keinen Zweifel: Ein Christ dürfe sich nicht in der Partei engagieren. Aus AfD-Sicht bewegt die Kirche sich indes als politischer Player ins Abseits.

Berlin - Der Streit zwischen den Kirchen und der AfD ist auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin in eine neue Runde gegangen. Bei einer von lautstarken Protesten begleiteten Diskussion mit einer AfD-Vertreterin verurteilte der Berliner Bischof Markus Dröge den rechtspopulistischen Kurs der Partei. „Ich kann mich als Christ nicht in einer Partei engagieren, die Ängste dramatisiert, Misstrauen sät und Ausgrenzung predigt“, sagte Dröge am Donnerstag bei einer bereits zuvor heftig kritisierten Diskussion mit Anette Schultner vom Bundesverband Christen in der AfD.

 

Die Partei missbrauche Christen als Feigenblatt, sagte der Bischof in der mit mehreren hundert Zuhörern voll besetzten und von Polizisten gesicherten Sophienkirche. „Es steht kein christliches Menschenbild im Parteiprogramm der AfD.“ Statt Lösungen für Probleme zu finden, provoziere und agitiere die AfD und mache Menschen Angst.

Schultner indes warf der evangelischen Kirche vor, ein Arm linker Parteien in die Gesellschaft zu sein. Statt sich um die Verbreitung des Glaubens zu kümmern, übernehme die Kirche die Rolle eines politischen Spielers und mische sich in staatliche Angelegenheiten ein. Der Kirchentag erinnere an einen Parteitag der Grünen. Es werde viel über Politik, aber wenig über das Evangelium geredet.

Kritik vom Internationalen Auschwitz Komitee

Hintergrund des Streits sind kritische Äußerungen der Kirchen über die Politik der AfD. Beim Bundesparteitag der Rechtspopulisten in Köln beteiligten sich Kirchenvertreter unter dem Motto „Unser Kreuz hat keine Haken“ an den Protesten gegen die AfD. Vorstandsmitglied Paul Hampel rief daraufhin Parteimitglieder zum Austritt aus der Kirche auf.

Auch CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn forderte von den Kirchen, sich mehr auf „ihre Kernthemen“ zu konzentrieren. Er verlangte einen Fokus auf Seelsorge, Glaubensvermittlung und das Karitative. „An zu vielen Stellen machen die Kirchen nicht mehr das, wofür sie da sind“, sagte Spahn der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“ (Freitag). „Stattdessen mischen sie sich [...] zu sehr in die Tagespolitik ein und machen sich so nur zu einem von vielen Interessenvertretern.“

Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz Komitee kritisierte die Einladung einer AfD-Vertreterin zum Kirchentag scharf. Für NS-Opfer sei es unverständlich, warum Repräsentanten einer Partei, deren Vertreter die Erinnerung an den Holocaust aus dem Bewusstsein verbannen wollten und Menschen zu Hass, Abgrenzung und Neid mobilisierten, ein Forum auf dem Kirchentag haben sollten, sagte er.