Beim Kirchentag ist auch der Klimaschutz ein Thema. In der Alten Kelter in Fellbach haben sich zwei Experten für mehr Nachhaltigkeit stark gemacht. Die Botschaft lautet: Beim Klimawandel müssen alle Menschen mithelfen.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Die Kirchentagsbesucher sitzen in der Alten Kelter auf Papphockern. 1500 Stück wurden aufgestellt, etwas mehr als die Hälfte davon sind am Donnerstagvormittag besetzt. Einige nutzen ihren Sitz als Kistentrommel. „Bum-bum-bum“, ist leise zu hören. Auch Verena Mendel macht mit ihren Händen Musik. Die 16-Jährige will sich über den Klimawandel informieren. „Das Thema ist wichtig, es betrifft alle Menschen“, sagt sie.

 

Aborigines singen ein „Halleluja“

Auf der Bühne positionieren sich zwei Dutzend Ureinwohner Australiens. Kurz darauf singt der „Central Australian Aboriginal Women’s Gospel Choir“ ein Lied. Verstehen kann man den Text zwar nicht, aber zwischendurch ist immer wieder ein „Halleluja“ zu hören. Verena Mendel gefällt die Stimmung. „Aborigines stehen für einen ursprünglichen Lebensstil.“ Sie selbst wohnt auf einem Dorf in der Südpfalz. Mit einer Kirchengruppe ist sie nach Stuttgart gekommen. Wegen des Vortrags „Klimagerechtigkeit jetzt schaffen“ ist sie extra nach Fellbach gefahren. „Ich hoffe, dass die Vorträge nicht so oberflächlich sind, sondern in die Tiefe gehen.“

Treibhausgasemissionen steigen weiter

Zwei Experten stehen auf der Bühne. Dirk Messner, der Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, tritt als Erster ans Mikrofon. Er gilt als Vordenker in Sachen Klimawandel. Beim Kirchentag möchte er den Menschen Mut machen, obwohl die Treibhausgasemissionen weiter steigen und der Druck auf die Ökosysteme zunimmt. „Es ist eine schwierige Situation, die dringliches Handeln erfordert“, sagt er. Der Professor gibt sich aber trotzdem optimistisch: „Eine Transformation zur Klimaverträglichkeit ist möglich.“

Doch was ist zu tun? Dirk Messner sagt: „Wir brauchen eine globale Kooperation, weil es eine zivilisatorische Herausforderung ist.“ Es gebe aber einen enormen Zeitdruck. So müsse man beispielsweise bis zum Jahr 2070 die weltweiten CO2-Emissionen auf Null senken. „Das Klimaproblem ist ein reales Problem“, sagt Messner. Die UN-Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres werde das aber nicht alleine lösen.

Das Vertrauen in den Klimagipfel ist gering

Auch Thomas Hale glaubt nicht an einen Durchbruch beim Klimagipfel. „In den vergangenen Jahren sind die Vereinten Nationen an verschiedenen Lösungen gescheitert“, sagt der Politikwissenschaftler aus Oxford. Dafür würden sich aber andere auf den Weg machen und mehr Verantwortung übernehmen. Als Beispiel nannte er den Großkonzern Unilever, der ein Nachhaltigkeitsprogramm gestartet habe und seinen Energiebedarf mittlerweile mit grünem Strom abdecke.

Auch Rio de Janeiro habe den Klimaschutz selbst in die Hand genommen, berichtete Hale. So fahren jetzt Busse von Rio de Janeiro aus in praktisch alle Ecken Brasiliens. Das spare nicht nur Zeit, sondern auch CO2. Die Botschaft des Politikwissenschaftlers lautet: „Wir brauchen jeden.“ Er verglich die Kirchentagsbesucher mit Wassertropfen, die irgendwann mal zu einem Strom werden.

Der Schülerin Verena Mendel haben die Vorträge gefallen. Sie hätte, so sagt sie, nicht gedacht, dass sich ein Großkonzern für die Umwelt stark macht. „Das hat mich echt beeindruckt, denn gegenüber großen Firmen fühlt man sich oft so machtlos.“