Am Mittwoch beginnt der Kirchentag. Ein Schwerpunkt des Großereignisses wird eine Zeltstadt auf dem Cannstatter Wasen sein. Auf dem Markt der Möglichkeiten zeigen 800 Gruppen, Initiativen und Institutionen die ganze Vielfalt des Protestantismus.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Yannik Quast, 23, und Julian Jakat, 25, hocken im Schneidersitz auf einem Grünstreifen hinter der Schleyerhalle. Die beiden Pfadfinder kommen aus Elmshorn bei Hamburg und blättern in einem Ordner. „Gleich fahren wir raus“, sagen sie und meinem damit den Stuttgarter Westen, wo sie als „Hallenleiter“ in der Paul-Gerhardt-Kirche und in der Betelkirche tätig sein werden. „Das ist unserer Rund-um-sorglos-Mappe“, sagt Yannik Quast über den Ordner. Er enthält alle wichtigen Informationen, welche die beiden während ihres Einsatzes brauchen. Dass sie schon oft bei Kirchentagen als Helfer dabei waren, lässt sich an ihrem Pfadfinderhemd ablesen: der rechte Schulterbereich ist voller Kirchentagssticker.

 

Im Verwaltungstrakt der Schleyerhalle ist seit kurzem die Organisationszentrale des Kirchentags untergebracht. „Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter in den Veranstaltungsmodus umschalten“, sagt Carsten Kranz, der in der dreiköpfigen Geschäftsleitung des Kirchentags für Programm und Organisation zuständig ist. Jetzt ist die Nähe untereinander und zum Hauptveranstaltungsort, der Zeltstadt auf dem Wasen, entscheidend. „Sich mal 20 Sekunden sehen und reden ist hilfreicher, als lange zu telefonieren oder zu mailen“, sagt Kranz.

Insgesamt 26 große und 256 kleine Zelte

Rund 500 Leute waren am Montag in der Schleyerhalle und drumherum im Einsatz, auch die 100 Hauptamtlichen, die bisher im Kirchentagsbüro im Westen gearbeitet haben. Weitere 300 Leute waren an anderen Orten tätig. Die Stimmung in der Schleyerhalle ist geschäftig, aber entspannt, die meist jungen Leute sind hörbar gut gelaunt. Von Dienstag an geht es hier und andernorts noch lebendiger zu. „Da kommt die große Zahl der Ehrenamtlichen“, so Carsten Kranz, „nochmal gut 4000“, darunter wieder viele Pfadfinder.

Die weiße Zeltstadt im Neckarpark, deren Aufbau zwei Wochen gedauert hat, steht schon: 26 Großzelte und 256 kleine, auf dem Wasen und entlang der Mercedesstraße bis zum Museum. Zwei Drittel der Fläche, 30 000 von 45 000 Quadratmetern, werden vom „Markt der Möglichkeiten“ belegt, bei dem sich insgesamt rund 800 Gruppen, Initiativen und Institutionen präsentieren werden.

Der Aufbau musste schon früh beginnen

Die Entscheidung, mit dem Kirchentag nicht die Hallen der neuen Messe zu nutzen, sondern neben der Innenstadt und Fellbach den Wasen zum Hauptveranstaltungsort zu machen, hatte freilich Folgen. „Wir mussten mit dem Aufbau zehn Tage früher beginnen als sonst“, erklärt Carsten Kranz. Was auch bedeutet hat, dass viele Ehrenamtliche zehn Tage früher als üblich im Einsatz waren. Auch bei anderen Kirchentagen waren schon Veranstaltungszelte im Einsatz, etwa in Dresden oder in Bremen, „aber in dieser Dimension ist das ein Novum“, sagt der Geschäftsführer.

Schon seit Anfang Mai ist das große Logistikzelt auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Betrieb. Hier lagert der Kirchentag alles, was man braucht für das Großereignis, aber „nicht sinnvoll mieten kann“, so Kranz: vom Kaffeebecher über den Dreifachstecker bis zum Abendmahlgeschirr, 15 Sattelschlepperladungen voll.

100 000 Menschen werden zum Gottesdienst erwartet

Auch die zahlreichen Bühnen in der Innenstadt wie die auf dem Schlossplatz und im Stadtgarten stehen schon. Von Dienstag an werden schließlich Veranstaltungsorte wie die Liederhalle hergerichtet. Insgesamt kostet der Bereich Veranstaltungsorte, Technik und Ausstattung rund 5,6 der insgesamt veranschlagten 18,3 Millionen Euro. Auch die Bühne für den Abschlussgottesdienst am Sonntag, zu dem auf dem Wasen 100 000 Menschen erwartet werden, ist fertig. Sie hat die Form einer Kirche mit Turm und Kreuz – in bunten Farben. „Da haben wir uns architektonisch Mühe gegeben“, sagt Carsten Kranz. „Ich bin mal gespannt, wie die ankommt.“