Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Die haben allerdings zum Teil völlig andere Vorstellungen vom künftigen Kurs. Das machten etwa die Ankündigungen des zweiten Wahlsiegers deutlich. Die Offene Kirche werde Anträge einbringen, um beschlossene Kürzungen bei den Stellen des Islambeauftragten, des Friedenspfarramts und des Umweltbeauftragten zurückzunehmen, versprach die Vorsitzende Ulrike Stepper. Außerdem sollten homosexuelle Paare im Pfarrhaus zusammenleben dürfen. Dies wiederum lehnt die Lebendige Gemeinde grundsätzlich ab.

 

Vom Ausgang der Abstimmung tief enttäuscht zeigte sich Richard Mössinger, der Vorsitzende von Evangelium und Kirche. Er beklagte, dass das geltende Mehrheitswahlrecht gerade kleine Gruppierungen benachteilige. In vielen Wahlkreisen hätten nur wenige Stimmen über Sieg und Niederlage entschieden: „Wir werden auch mit weniger Synodalen unsere ganze Kraft einsetzen, dass die Kirche Kirche bleibt“, sagte Mössinger und hob so auf die theologische Ausrichtung seines Gesprächskreises ab. „Wir haben einen kräftigen Dämpfer bekommen“, räumte Friedemann Stöffler von Kirche für morgen ein. Dabei hat seiner Einschätzung nach die zunehmende Polarisierung im Streit über gleichgeschlechtliche Partnerschaften eine wichtige Rolle gespielt. „Diejenigen, die wie wir eine vermittelnde Position einnehmen, waren nicht mehr so wahrnehmbar“, meinte Stöffler. Auch er machte eine Benachteiligung durch die Persönlichkeitswahl aus.

Kirche für morgen komme in der Synode künftig nur auf 5,7 Prozent der Sitze, habe insgesamt aber 11,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen geholt. Deshalb warb er für Reformen, die eine Art Listenwahl ermöglichen sollten. Ähnliche Überlegungen gibt es zwar in der Offenen Kirche. Die Realisierungschancen sind trotzdem gering.

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