Der langjährige StZ-Redakteur Gunther Nething huldigt mit der Debüt-CD „Youngster of Rock 'n' Roll“ seinem musikalischen IdolElvis Presley. Zu hören sind elf faszinierende und absolut eigenständige Versionen von Klassikern der Musikgeschichte

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Kirchheim - Es war die Zeit, als in deutschen Haushalten noch Illo Schieders „Sieben Tage lang“ oder Maria Andergasts „Rose vom Wörthersee“ gehört wurde. Bei einem Weihnachtsfest – es muss 1957 oder 1958 gewesen sein – lief bei den Nethings daheim dazwischen auf einmal auch „Treat me nice“. „Das war für mich einfach elektrisierend“, erinnert sich Gunther Nething heute an seine erste akustische Begegnung mit Elvis Presley.

 

Sie hat sein Leben geprägt. Er hat als Jugendlicher Elvis gesungen – und zwar mit einer derartigen Inbrunst, dass ihn die Mutter in den Keller verbannt oder das Badzimmerfenster geschlossen hat. „Schrei doch nicht so“, hat sie gesagt, daran erinnert er sich noch gut. Den Nachbarn in Kirchheim wollte sie Elvis in der Version ihres Sohnes einfach nicht zumuten.

Heartbreak Hotel als Zugabe

Gunther Nething hat später, als er schon lange Redakteur der Stuttgarter Zeitung war, viele Jahre lang den Wernauer Rathaussturm und so manches interne Redaktionsfest mit seinen Elvis-Nummern bereichert. Und er steigt bis heute immer wieder gerne bei Zugaben seines langjährigen Freundes, des Kirchheimer Gitarristen Werner Dannemann, auf die Bühne, um wahlweise das „Heartbreak Hotel“ oder „Love me tender“ zu intonieren.

Werner Dannemann ist es auch gewesen, der Gunther Nething davon überzeugt hat, dass es jetzt endlich an der Zeit ist, ein paar der alten Elvis-Kracher sowie andere bekannte und auch manche in Vergessenheit geratene Perle der frühen Blues- und Rockabilly-Zeit zu neuem Leben zu erwecken. Das Ergebnis ist auf Gunther Nethings Debüt-CD zu erleben. „Youngster of Rock 'n' Roll“ heißt sie, und das ist durchaus selbstironisch gemeint.

Frühwerk und Spätwerk in einem

Denn Gunther Nething ist mittlerweile 71 Jahre jung. Ein bisschen mehr als acht Jahre älter wäre Elvis, wenn er noch leben würde. Mit 70 Jahren seine erste CD aufzunehmen, das klinge ziemlich vermessen, räumt Gunther Nething ein. Frühwerk und Spätwerk seien hier gewissermaßen identisch. „Andererseits: wer so lange schon die eher schlichte Variante der Popmusik verfolgt, der steckt mit beiden Füßen noch immer in den Blue Suede Shoes, hat von Hound Dog und Hoochie Coochie noch viel in den Ohren, kennt und nennt die Blues- und Rockheroen von Jimmy Reed bis Muddy Waters, Chuck Berry bis Arthur Crudup – und Presley sowieso“, schreibt Gunther Nething im Begleittext zu seiner CD.

Die kann sich im wahrsten Sinne des Wortes hören lassen. Denn jeder Song ist zwar eine Hommage an die gute alte Zeit und atmet die Liebe zu den Klassikern. Aber mit seinem eindrucksvollen Rocktenor versucht Gunther Nething gar nicht erst, sein Idol zu kopieren. Vielmehr geben er und seine hochkarätigen musikalischen Mitstreiter den Songs – vom „Big Boss Man“ über „Polk Salad Annie“ bis zu „Mystery Train“ – eine ganz besondere Note, einen ganz eigenständigen Charakter.

„Für mich ist die CD vielleicht so etwas wie der Schlusspunkt meiner Presley-Manie“ sagt Gunther Nething. Mit Verlaub, lieber Kollege, das ist kein Schlusspunkt, das ist ein Paukenschlag!