Die Medius-Klinik in Kirchheim hat einen zweiten Linksherzkathetermessplatz in Betrieb genommen. Die 2,5-Millionen-Euro-Investition ermöglicht schnellere Hilfe bei Herzinfarkten.

Kirchheim - Die Medius-Klinik in Kirchheim hat 2,5 Millionen Euro in die Hand genommen, um ihr Herzkatheterlabor zu erweitern. Herzstück der neuen Anlage – im wahrsten Sinne des Wortes – ist ein neuer Linksherzkathetermessplatz, dessen Anschaffung allein 700 000 Euro gekostet hat. „Das ist ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung“, sagte der Geschäftsführer des vom Landkreis Esslingen betriebenen Klinikverbunds, Thomas A. Kräh, anlässlich der Vorstellung am Dienstag.

 

Die Investition haben die Medius-Kliniken den Worten des Geschäftsführers zufolge aus eigener Kraft gestemmt – dank eines ungebremsten Wachstums. „Wir verzeichnen entgegen dem Landestrend seit fünf Jahren steigende Patientenzahlen“ so Kräh. So habe der Klinikverbund die Zahl der stationär aufgenommenen Patienten im vergangenen Jahr erneut um 700 auf jetzt mehr als 49 000 steigern können.

Klinik auf Erfolgskurs

An dem Messplatz, der die Herzkammern und Herzkranzgefäße auf einem Bildschirm sichtbar macht, können Verengungen der Herzkranzgefäße aufgespürt und bei Bedarf gleich beseitigt werden. Dabei kommt entweder ein Ballonkatheter zu Einsatz, oder es wird ein Stent, eine kleine Metallröhre, eingesetzt, der das verengte Gefäß dauerhaft offen hält. Zudem haben die Ärzte die Möglichkeit, Verkalkungen in den Gefäßen mit speziellen Fräsköpfen zu beseitigen und so den ungehinderten Blutdurchfluss wieder herzustellen.

Der zweite Messplatz stellt vor allem sicher, dass im Notfall noch schneller geholfen werden kann, auch wenn der bestehende Messplatz gerade von einem Patienten belegt ist. „Unter einer Verengung der Blutgefäße leidet die Versorgung des Herzens. Je kürzer die Zeitspanne zwischen dem akuten Herzinfarkt und Behandlung ist, desto weniger Herzmuskel stirbt ab“, sagt Martin Beyer, der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Herz- und Kreislauferkrankungen in Kirchheim. Und desto größer sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient nach dem Infarkt keine wesentlichen Einbußen an seiner Lebensqualität hinnehmen muss.

Kapazitätsgrenze erreicht

Das bisher nur mit einem Messplatz bestückte Kirchheimer Labor war den Worten Krähs zufolge an der Kapazitätsgrenze angelangt. „Wir haben bei steigender Tendenz zuletzt 1800 Untersuchungen im Jahr durchgeführt – als Richtwert für die Rentabilität eines Messplatzes gelten 1250 Untersuchungen, mit 1400 Untersuchungen pro Jahr ist der Messplatz ausgelastet“, so der Krankenhausmanager. Der Klinikverbund, in dem die früheren Kreiskrankenhäuser in Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern-Ruit zusammengefasst sind, verfügt seinen Worten zufolge neben den beiden Kirchheimer Plätzen noch über einen weiteren Kathetermessplatz in Ruit. „Auch hier führen wir rund 1800 Untersuchungen im Jahr durch“, sagt Kräh.

Mit dem zweiten Messplatz am Standort Kirchheim wird nicht nur der bei dem Verdacht auf Herzinfarkt entscheidende Zeitspanne zwischen Einlieferung und Behandlung verkürzt. Das Gerät der neuesten Generation ist auch strahlungsärmer und bedienfreundlicher als sein im Jahr 2006 in Betrieb gegangenes Pendant. „Zudem haben wir mit dem zweiten Messplatz jetzt auch die Möglichkeit, in dem Labor Herzschrittmacher und Defibrillatoren einzupflanzen, ohne den Untersuchungsbetrieb zu stören“, sagt Matthias Zirnig, der Leitende Oberarzt der Klinik, der im vergangenen Jahr mit seinem Team mehr als 300 derartige Operationen durchgeführt hat. Während eine Infarktuntersuchung lediglich etwas mehr zehn Minuten in Anspruch nimmt, dauert die Einpflanzung eines Herzschrittmachers rund eine Stunde, die eines Defibrillators sogar bis zu zwei Stunden.

Umbau unter laufendem Betrieb

Ähnlich knifflig wie eine Operation am Herzen ist laut Kräh auch der Umbau des Herzkathederlabors im laufenden Betrieb über die Bühne gegangen. Die von Uwe Schwab, dem Pflegerischen Leiter des Labors koordinierten Umbauten haben auch dazu geführt, dass mehr Betten für die Nachsorge zur Verfügung stehen. Deren Zahl ist von zuvor vier auf nun elf beinahe verdreifacht worden.

Im Landkreis Esslingen verfügt, neben den von den Medius-Kliniken betriebenen drei Linksherzkathetermessplätzen, auch das in städtischer Regie geführte Klinikum in Esslingen über drei Messplätze. „Wir haben erst im Herbst unser drittes Gerät in Betrieb genommen“, sagt Anja Dietze, die Unternehmenssprecherin. Ihren Worten zufolge sind am Klinikum Esslingen seit Einrichtung des Labors im Jahr 1998 mehr als 60 000 Patienten untersucht worden.

Die Krankenkassen, die als Kostenträger die Anschaffung von Katheterlabors kritisch begleitet haben, sind inzwischen umgeschwenkt. „Ein Herzkatheterlabor gehört zu einer modernen klinischen Kardiologie“, heißt es in einer Mitteilung der AOK Baden-Württemberg – mit der Einschränkung allerdings, dass „in Klinikverbünden auf eine sinnvolle Vorhaltung der Geräteausstattungen zu achten ist.“