Ein Zirkusdirektor ist angeklagt, weil er seine Tiere gequält haben soll. Er vermutet hinter den Vorwürfen eine Kampagne von Tierrechtlern.

Hardi W. kann oder will nicht verstehen, warum er auf der Anklagebank des Kirchheimer Amtsgerichts sitzt. „Verklagen Sie doch Kinderschänder oder Vergewaltiger, aber nicht einen armen Zirkusdirektor, der mit seiner Familie ums Überleben kämpft“, bittet er den Staatsanwalt. Zumal das, was in dem Strafbefehl gegen ihn vorgebracht werde, ohnehin „alles gelogen“ sei.

 

Den Vertreter der Anklage beeindruckt das nicht. Er bleibt bei dem Vorwurf, der 45-Jährige habe gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Wie berichtet, soll W. während eines Gastspiels des Zirkus Afrikas Big Circus in Kirchheim vom 8. bis zum 12. Oktober 2009 acht Pferde ohne Streu in viel zu enge Boxen gepfercht haben.

Zu wenig Platz, zu enge Halfter

Zwei Frauen hatten dies seinerzeit beim Veterinär des Landratsamts angezeigt. Eine von ihnen, sie gibt als Beruf Pferdewirtin und -psychologin an, will den Zustand an zwei aufeinander folgenden Tagen in dem Stallzelt beobachtet haben. Die Pferde seien in 2,50 Meter mal 2,50 Meter großen Boxen zu zweit untergebracht gewesen, erzählt die 50-Jährige im Zeugenstand. Der Platz habe für die Tiere nie und nimmer ausgereicht, um sich hinzulegen. Das wäre ihnen aber schon wegen der sehr kurzen Stricke, mit denen sie angebunden worden seien, nicht gelungen. Zudem seien die Halfter viel zu eng gezurrt gewesen.

Weiter sei ihr aufgefallen, dass einige der Pferde unter Mauke gelitten hätten, einer bakteriellen Hautentzündung in der Fesselbeuge, die von Schmutz und Nässe herrühren könne. Doch nicht nur die Pferde seien ihrer Ansicht nach schlecht untergebracht gewesen. Auch die Elefanten und die Dromedare, um die es in dem Verfahren nicht geht, hätten sich in einem äußerst bedauernswerten Zustand befunden.

„Lieber enger und trocken als groß und nass.“

Hardi W. widerspricht dieser Darstellung vehement. Seine Pferdeboxen hätten grundsätzlich einen Grundriss von drei mal drei Metern. Und normalerweise sei für jedes Pferd eine vorhanden. Das sei auch damals so gewesen, „denn meine Tiere sind für mich alles“. Doch sei er in eine „Notsituation“ geraten, weil es seinerzeit wie aus Kübeln gegossen habe und das Wasser auf dem Asphaltbelag in einer Kuhle just im Stallzelt zusammengelaufen sei. Die Pferde seien mindestens zehn Zentimeter tief im Wasser gestanden, weshalb er sie kurzfristig auf die noch trockenen Boxen verteilt habe. „Lieber etwas enger und trocken als groß und nass“, habe er sich damals gedacht. Das Stroh habe er schließlich vorübergehend ausgeräumt, weil es ständig feucht gewesen sei. Der Staatsanwalt will jedoch anhand der Wetterdaten erkennen, dass die damaligen Niederschlagsmengen „nichts Dramatisches“ zeigen. Auch die Zeugin erinnert sich nicht an heftige Regenfälle.

Hardi W. ist sicher, „dass man uns etwas in die Schuhe schieben will, was nicht stimmt“. Er und sein Anwalt, der – wie am ersten Prozesstag – diverse, nicht zielführende Beweisanträge stellt, vermuten dahinter die Tierrechtsorganisation Peta. Die Verhandlung wird fortgesetzt.