Serie Himmelwärts: Die Andreäkirche im Stadtteil Winterhalde ist der erste Kirchenneubau Stuttgarts nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Turm der evangelischen Kirche hat Denkmalcharakter: Er ist mit Trümmersteinen besetzt.

Bad Cannstatt - Der Glockenschlag zur Viertelstunde geht durch Mark und Bein. Und es ist diesmal nur die kleinste Glocke im Turm der Andreäkirche, die erklingt. Fünf Glocken gibt es im Turm insgesamt. Mehrmals am Tag läuten alle zusammen und rufen zum Gebet auf. „Das wäre laut gewesen“, sagt der Pfarrer Martin Staib und lacht. Geräuschpegel hin oder her – die Aussicht vom Turm der Andreäkirche ist phänomenal.

 

Genießen kann ihn nicht jeder. Der frei stehende Turm ist nämlich nicht öffentlich zugänglich. Ab und zu erklimme er ihn mit Kinder- oder Jugendgruppen, berichtet der Pfarrer der evangelischen Gemeinde. An Silvester sei die Nachfrage von Mitarbeitern und Gemeindemitgliedern immer recht hoch.

Der erste Kirchenneubau nach dem Zweiten Weltkrieg

Den Turm gibt es ebenso lange beziehungsweise vergleichsweise kurz wie die Andreäkirche. Beide wurden 1956 erbaut. „Sie ist der erste Kirchenneubau in Stuttgart nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen“, berichtet Martin Staib. Die Vorgängerkirche der Andreäkirche, die Winterhaldenkirche, stand an der Winterhaldenstraße. Sie wurde 1944 im Krieg zerstört. 1947 wurde eine Militärbaracke auf dem heutigen Gelände an der Beuthener Straße als Interimskirche genutzt, bevor 1955 der Grundstein für den Neubau gelegt wurde.

Das Besondere am Kirchturm ist die Verzierung der Fassade mit Sandsteinen. Diese sind nicht irgendwelche Steine. „Es sind Trümmersteine“, erklärt der Pfarrer. Ihm gefalle es, dass die Steine „nicht auf dem Monte Scherbelino gelandet sind“, sondern wiederverwendet wurden. Er betrachtet die Sandsteine gerne. „Sie sind groß, klein, schmal oder breit – kein Stein gleicht dem anderen.“