Der Kirchturm von Sankt Rupert auf dem Hallschlag beherbergte einst Gruppenräume für die Jugendarbeit. Doch Brandschutzverordnungen sorgten für das Nutzungs-Aus. Nun ist er nur noch Rumpelkammer und Herberge für die fünf Glocken.

Bad Cannstatt - Als der Fernsehturm aus Brandschutzgründen geschlossen wurde, war alles in heller Aufregung. Das Thema spielt aber auch bei anderen Gebäuden eine Rolle – nur ist die Aufregung nicht so groß. Fünf Jugendräume beherbergte der 32 Meter hohe Turm der Kirche Sankt Rupert auf dem Hallschlag einst, auf jedem Stockwerk einen. Doch die Brandschutz- und Fluchtwegverordnung wurde strenger. Seit dem Jahr 2000 dienen die Räume nur noch als Rumpelkammern. Der Turm kann nur noch zu ganz besonderen Gelegenheiten begangen werden, etwa beim 50. Geburtstag der Gemeinde im Jahr 2014.

 

Turm und Kirche an der Koblenzer Straße wurden 1960 bis 1962 gebaut. Eigentlich gab es schon in den 30er-Jahren die Idee, neben Sankt Martin in der Neckarvorstadt eine zweite katholische Kirche zu errichten. Dann kam der Zweite Weltkrieg dazwischen. 1960 wurden nach der weiteren Aufsiedlung des Wohngebiets aber Nägel mit Köpfen gemacht. Zunächst war Sankt Rupert Filialkirche der Gemeinde Sankt Martin, wie der zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Manfred M. Scherer weiß. „Erst 1964 wurde Sankt Rupert eine eigenständige Gemeinde“, sagt er. 2015 ist sie mit Sankt Martin und Sankt Ottilia in Münster zu einer Gesamtgemeinde fusioniert.

2800 Kilogramm wiegt die schwerste Glocke

Scherer ist besonders begeistert von den fünf Glocken im Turm von Sankt Rupert. Das Geläut der Kirche gehöre klanglich zu den herausragendsten in Bad Cannstatt, wie er findet. „2800 Kilo wiegt die schwerste Glocke“, sagt er. Die kleinste knapp 450 Kilogramm. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden, die aus Rücksicht auf die Nachbarschaft das Geläut teils reduzieren, hat Sankt Rupert es vor Kurzem ausgeweitet. „Eines Samstags habe ich beim Schmücken der Kirche den Sonntag eingeläutet“, sagt Scherer. Dem Pfarrer habe das so gut gefallen, dass es seither immer samstags um 16 Uhr läutet. Freitags wird zudem um 15 Uhr an die Sterbestunde Jesu erinnert. Die Nachbarn würden die Glocken mögen, versichert Scherer. Nur nachts wurde aus Rücksicht der Stundenschlag abgeschaltet.

Obwohl der Kirchturm von Sankt Rupert noch relativ jung ist, musste er schon zweimal saniert werden, erstmals nur zwölf Jahre nach dem Bau. Damals verlor der Turm seine ursprüngliche Sichtbeton-Optik und wurde verputzt. 2012 musste die Fassade abermals erneuert werden. An der Optik habe sich da aber nichts mehr verändert. „Der Turm sieht seither nur wieder frischer aus“, sagt Scherer. Und ergänzt: „Jetzt deutet er wieder strahlend weiß in den Himmel.“

Steckbrief:
Höhe: 32 Meter Baujahr: 1962 Besonderheit: das Geläut