Weil sie marode sind, müssen zwei Kitas in Stuttgart-Birkach und Stuttgart-Plieningen parallel neu gebaut werden. Nur wohin mit den Kleinen? Die Eltern sind alles andere als begeistert von den Ideen der Stadt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach/Plieningen - Der Vater von zwei kleinen Töchtern kann es nicht fassen. Er habe nicht vor, künftig von Birkach aus seine eine Tochter in die Interimskita nach Plieningen zu bringen und die andere nach Möhringen. Erstens sei er dann viel zu lange unterwegs. Zweitens gebe es keine gute öffentliche Anbindung in das mögliche Übergangsquartier am Schneewittchenweg in Möhringen; von Birkach aus ist man mehr als eine halbe Stunde mit Bus und Bahn unterwegs, davon eine Viertelstunde Fußweg – und mit einem Kind dauere es freilich noch länger. Und drittens, sagt der Vater, wolle er auch nicht, dass seine ältere Tochter die nächsten Jahre in einem Container betreut werde. Ein anderer Vater geht noch weiter: Für „die Flüchtlinge“ seien doch innerhalb kürzester Zeit Unterkünfte gefunden worden, echauffiert er sich. Warum das nicht für die beiden Kitas Grüninger Straße in Birkach und Körschstraße in Plieningen genauso schnell gehe?

 

Die Stimmung am Montagabend im Bezirksrathaus von Plieningen und Birkach war – gelinde gesagt – aufgeregt. Mehrere Eltern waren gekommen, weil auf der Tagesordnung des Bezirksbeirats das Thema Interimslösung für die beiden Kindergärten stand, die beide abgerissen und neu gebaut werden müssen.

Aufnahmestopp im Kindergarten

Konkret haben sich die Mitarbeiter der Stadt überlegt, dass auf dem städtischen Grundstück an der Scharnhauser Straße 19 in Plieningen zwei Container aufgestellt werden sollen. Dort könnten bis zu 50 Kinder Platz finden. Voraussichtlich braucht es aber für etwa 80 Kinder Zwischenlösungen. Um für alle Platz zu finden, soll zum einen bis Sommer 2020 ein Aufnahmestopp im Kindergarten Körschstraße verhängt werden; dann muss auch für weniger Kinder ein Interim gefunden werden. Außerdem sollen in der derzeit geschlossenen Kita am Schneewittchenweg in Möhringen zwei Gruppen Platz finden. Und einige Kinder sollen auf nochmals andere Kitas verteilt werden, die freie Plätze haben. So der Plan der Stadt. Eltern und Lokalpolitiker sind von dieser Idee herzlich wenig begeistert.

„Das ist für uns auf gar keinen Fall tragbar“, sagte Ulrich Berger (SPD). „Eltern sollen nicht zweimal täglich aus Plieningen oder Birkach nach Möhringen fahren müssen.“ Außerdem habe das Gebäude am Schneewittchenweg einen Wasserrohrbruch erlitten; auch deshalb sei es als Kitastandort fraglich.

„Der Schneewittchenweg ist kein Abrissgebäude“

Anette Müller aus dem Liegenschaftsamt und Beate Streicher-Kieltsch von der Abteilung Schule/Kita im Jugendamt der Stadt versuchten, die Wogen zu glätten. Der Wasserrohrbruch am Schneewittchenweg sei bereits einige Jahre her, es handele sich keineswegs um ein Abrissgebäude, sagte Müller. „Das Gebäude ist wieder voll nutzbar. Und wir brauchen das Interim zwingend“, ergänzte Streicher-Kieltsch. Geschwisterkinder sollen aber in dieselbe Kita kommen, sodass Eltern nicht täglich an zwei Orte müssten.

Die Lokalpolitiker hatten im Vorhinein sechs Orte vorgeschlagen, wo man alternativ zur Scharnhauser Straße Container aufstellen könne – etwa auf dem sanierungsbedürftigen Bolzplatz zwischen der Kaiserstraße und der Äxtlestraße. Der Bolzplatz ist nur wenige Meter entfernt von der Kita Grüninger Straße und würde für Kinder und Eltern ein deutlich kürzerer Weg bedeuten als zu der Scharnhauser Straße in Plieningen.

Stadt soll weiter suchen

Weil jedoch alle sechs vorgeschlagenen Standorte von unterschiedlichen städtischen Ämtern abgelehnt wurden, haben die Bezirksbeiräte dafür gestimmt, dass die Kinder aus der Körschstraße in den zwei Containerbauten in Plieningen untergebracht werden, die Stadt für die Kita Grüninger Straße aber weiterhin nach einem Interim in räumlicher Nähe in Birkach suchen solle – etwa auf dem Parkplatz der Alfred-Wais-Halle.