Mit den Mitarbeitern der Ditzinger Firma Thales kommen auch Kinder in die Stadt, die betreut werden wollen. 20 Plätze für sie sind in einer Kindertagesbetreuung in der Nähe der Firma vorgesehen.

Ditzingen - Wieso sollte eine Kommune eine Kindertagesstätte bauen, wenn sich ein neues Unternehmen im Ort ansiedelt und dieses den Bedarf an Betreuungsplätzen anmeldet? Und warum sollte eine Stadt dafür zusätzliche Erzieher einstellen und das Defizit übernehmen, das regelmäßig zwischen Elternbeitrag und tatsächlichen Betriebskosten entsteht? Soll doch das Unternehmen auf dem Betriebsgelände dafür sorgen, dass die Kinder der Mitarbeiter versorgt werden. Solche Antworten hat es im Ditzinger Gemeinderat schon gegeben, wenn über die Kinderbetreuung im Ort diskutiert wurde.

 

Der Oberbürgermeister Michael Makurath hielt derlei Überlegungen stets sinngemäß entgegen, dass die Kompetenz eines Forschungs- und Entwicklungsunternehmens nicht in der Kinderbetreuung liege. Diese sei die Aufgabe der Kommune, die auch in der Lage dazu sei. Daran hat sich nichts geändert, wenngleich sich mit dem jüngsten Bedarfsplan die Diskussion in eine neue Richtung entwickelt.

Erste betriebsnahe Kita im Ort

Die Verwaltung teilte nämlich mit, dass sie mit der Ansiedlung des Technologiekonzerns Thales einen Bedarf von weiteren 20 Plätzen in einer betriebsnahen Kindertagesbetreuung anerkannt – die damit finanziell bezuschusst werde. „Dieser Bedarf“, so die Verwaltung, „soll in einer Kindertageseinrichtung im Sanierungsgebiet Bahnhof abgebildet werden.“ Planung und Bau der Einrichtung lägen allerdings „nicht in kommunaler Hand“.

Die Verwaltung hat mitgeteilt, die Stadträte darüber im ersten Halbjahr 2017 informieren zu wollen. Gleichwohl macht der Leiter des Amts für Kultur, Freizeit und Familie, Thomas Wolf, deutlich, bei einer Diskussion nicht einfach der Wirtschaft und den Arbeitszeiten bis spät in den Abend das Wort reden zu wollen. „Was ist das Kindes- und was das Elternwohl?“, fragt er. Das müsste man schon beantworten. Zumal die Plätze in einer solchen betriebsnahen Kindertagesstätte vor allem für die kleinsten Kinder, also für die bis Dreijährigen nachgefragt würden.

Es könnte also die erste betriebsnahe Kita im Ditzinger Stadtgebiet kommen. Im Sinne der Trägervielfalt, die nicht nur vom Gesetzgeber gewollt, sondern von der Stadt auch gefördert wird, bedeutet dies eine Erweiterung des Angebots. Zumal eine solche Einrichtung andere Öffnungszeiten anbieten würde, wie es bisher die Stadt leisten könne, so Wolf. Es sei möglich, „andere Zeitmodelle zu verhandeln, die wir nicht anbieten“, sagt er.

Umbau einer bestehenden Halle

Überlegungen zum Standort einer betriebsnahen Kita gibt es. Der Raumausstatter Rebstock könnte sich vorstellen, eine alte, nicht mehr benötigte Halle zu einer Kindertagesstätte umzubauen. Auf die Idee stieß er eher zufällig, sie entwickelte sich weiter. Weil das Gewerbegebiet stetig wachse, andererseits aber eben ein Betriebsgebäude nicht mehr benötigt würde, sei der Gedanke gekommen, sagt der Geschäftsführer Michael Rebstock. Die ersten Überlegungen dazu seien rund zweieinhalb Jahren alt, erinnert er sich. Er suchte den Kontakt zu einer Trägergesellschaft, zurzeit laufen die Gespräche.

Bisher haben sich örtliche Unternehmen Belegplätze in der Stadt gesichert. Die Platzkosten sind bisher die einzige Möglichkeit für die Kommune, Unternehmen – über die Elterngebühren hinaus – an der Kinderbetreuung zu beteiligen.

Für ältere Kinder zwischen drei und sechs Jahren stehen in Ditzingen im Kindergartenjahr 2016/2017 genau 774 Plätze zur Verfügung. Die Nachfrage liegt in diesem Bereich 727 Plätzen. Für Kinder im Alter von bis zu drei Jahren stehen einschließlich der Tagespflege 291 Plätze zur Verfügung, notwendig sind laut der Verwaltung in diesem Betreuungsjahr 269 Plätze. Rund 80 Prozent der Zweijährigen gehen in eine Kindertagesstätte oder werden in der Tagespflege betreut.