Verdi hat die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zum Warnstreik aufgerufen. Die meisten städtischen Kitas und Schülerhäuser bleiben zu. Unsere Autorin erinnert sich noch gut daran, wie es ist, zu arbeiten, wenn die Kinder um einen herumwuseln.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Haben Sie heute schon mit dem Kind auf dem Schoß eine Videokonferenz bestritten? Verdi hat die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu einem Warnstreik aufgerufen, auch die Erzieherinnen und Erzieher. Damit bleiben die meisten städtischen Kitas und Schülerhäuser am 7. März zu. Meine Kollegin hat sich unter betroffenen Eltern umgehört, was die dazu sagen, dass sie nun schon den vierten Streiktag in diesem Tarifkonflikt überbrücken müssen. Was die Mütter und Väter ihr erzählt haben, lesen Sie hier.

 

Nun ist es so, dass meine Kinder aus dem Schoßsitz-Alter definitiv draußen sind. Sie müssen auch nicht mehr betreut werden. Eher ist es so, dass irgendwann ich zaghaft an Zimmertüren klopfe, um zu checken, ob die da drin gedenkt, heute noch mal rauszukommen aus dem Teenagerrefugium. So lange ich hinter besagten Türen Taylor Swift oder irgendeinen deutschsprachigen Rapper (ich kann sie beim besten Willen nicht auseinanderhalten) in Dauerschleife höre, ist alles okay.


Homeoffice ist NICHT idyllisch

Aber: In meiner Mutterlaufbahn habe ich etliche Arbeitstage im Homeoffice verbracht, während meine Kinder auf, unter, neben mir wahlweise a) die Wörter mit ck geübt, b) sich wegen was auch immer gestritten oder c) einträchtig Playmobil-Landschaften aufgebaut haben. Ich sage nur: Corona.

Das ist fünf Jahre her, aber noch nicht annähernd lange genug, als ob sich da irgendein Schimmer der Verklärung drübergelegt hätte. Arbeiten, während die Kinder um einen rumwuseln, ist (auch wenn irgendwelche Momfluencer etwas anderes insinuieren wollen) NICHT idyllisch. Vor einiger Zeit hat die bekannte Soziologin Jutta Allmendinger uns erzählt, warum sie Homeoffice sogar gefährlich – vor allem für Mütter – findet. Das spannende Interview lesen Sie hier.

Ich selbst merkte das mal wieder vergangene Woche, als ich mich für ein Interview per Videoschalte in das Zimmer einer meiner Töchter verzogen hatte – der vermeintlichen Ruhe wegen. Diese Tochter hatte Mittagschule, ich wähnte mich also ungestört.

Während des Interviews stürmt die Tochter ins Zimmer

Ich war mitten im Gespräch mit einer ziemlich bekannten deutschen Schauspielerin und Moderatorin, als plötzlich die Tür aufflog, meine zweite Tochter hereinstürmte und – auf der Suche nach einem T-Shirt, das ihre Schwester sich unrechtmäßig unter den Nagel gerissen hatte – den Schrank durchwühlte. Ikea-Türen wurden aufgerissen und zugeschmissen, Schubladen rumpelten, ich versuchte Contenance zu wahren und meine Tochter bestimmt, aber freundlicher als wenn niemand Fremdes mich hätte hören können, aus dem Zimmer zu komplimentieren. Mir war es hochnotpeinlich, die Schauspielerin lachte – und freute sich in diesem Moment vielleicht ein kleines bisschen, dass sie keine Kinder hat.

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Theresa Schäfer (43) ist Mutter von Zwillingen - und Redakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power und argumentativen Logik von zwei Zwölfjährigen steht sie manchmal völlig geplättet gegenüber.