Im Tarifkonflikt für den Sozial- und Erziehungsdienst liegt der Schlichterspruch vor. Nur ein Teil der Erzieher käme danach in den Genuss einer deutlichen Aufwertung. Das prinzipielle Anliegen hat Verdi nicht erreicht, kommentiert der StZ-Redakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die Empfehlung der Schlichter könnte der Gewerkschaft noch einigen Unmut eintragen. Sehr hoch hatte Verdi die Messlatte gelegt: Im Schnitt zehn Prozent mehr Geld sollte es für den Sozial- und Erziehungsdienst geben. Dass dies nicht erreichbar ist, war absehbar. Die Arbeitgeber wollten sich dem Diktum nicht beugen – die Arbeitsniederlegungen schienen sie eher kalt zu lassen. Also wich Verdi in die Schlichtung aus, sonst hätte sich der bisherige öffentliche Zuspruch womöglich bald gegen die Streikenden gerichtet; das Risiko des Scheiterns wäre gewachsen.

 

Nun kann die Gewerkschaft sehr wohl Erfolge vermelden, für die vielen Kita-Erzieherinnen etwa, die nach einigen Jahren ein deutliches Gehaltsplus spüren werden, vor allem aber für die Kita-Leitungen. Doch das Dilemma bleibt: Nur ein Teil der Streikenden steht, wenn die Empfehlung in einen Abschluss mündet, am Ende klar besser da. Die anderen werden ihrer Enttäuschung Lauf lassen: insbesondere die Beschäftigten in der Sozialarbeit, die ohnehin kaum Wertschätzung in der Gesellschaft ernten, obwohl sie bei immer komplizierteren Strukturen einiges für deren Zusammenhalt leisten. Verdi hat mit der Kampagne ein öffentliches Umdenken angestoßen. Das grundsätzliche Anliegen eines Paradigmenwechsels mit einer generellen Aufwertung des Berufsfeldes hat sie nicht erreicht.