Wochenlang konnten die Mädchen und Jungen im Land nicht in die Kindertagesstätte gehen – erst seit der vergangenen Woche läuft der Betrieb wieder. Doch die Einrichtungen haben mit Personalmangel zu kämpfen.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Weinstadt/Waiblingen - Nach langen Monaten gab es am Montag der vergangenen Woche ein Wiedersehen: „Das war so schön, die Kinder kamen mit leuchtenden Augen“, sagt Sandra Plemper, die Leiterin des Kinderhauses Zügernberg in Weinstadt. In ganz Baden-Württemberg begann am 29. Juni der sogenannte Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen in den Kindertagesstätten. Wochenlang waren sie wegen des Coronavirus geschlossen gewesen beziehungsweise konnten nur eine Notbetreuung anbieten.

 

Gruppen müssen getrennt bleiben

Sie und ihre 19 Kolleginnen hätten auch während des Lockdowns regelmäßig Kontakt zu ihren Schützlingen gehalten und diese mit Spiel- und Bastelideen versorgt, berichtet Plemper. „Aber es ist etwas ganz anderes, wenn alle wieder da sind. Wir sind alle total glücklich, dass wir wieder Alltag haben.“

Allerdings ist dieser Alltag ein anderer als vor der Pandemie. Normalerweise arbeitet man im Kinderhaus Zügernberg gruppenübergreifend, doch das lässt die Verordnung des Kultusministeriums nicht zu: Die einzelnen Gruppen sollen möglichst getrennt voneinander bleiben. Jeder Gruppe sind feste Erzieherinnen zugeordnet, um im Krankheitsfall eine Ausbreitung des Virus möglichst gering zu halten.

„Wir mussten hier alles umräumen, damit jede Gruppe ihren eigenen Raum hat. Auch den Außenbereich haben wir mit Flatterband unterteilt – das geht mitten durch den Sandkasten“, erzählt Plemper. Ein Kind habe angesichts dessen schon gefragt, wann Corona endlich vorbei sei und es wieder mit den großen Kindern zusammen buddeln könne.

Weniger Personal, mehr Bedarf

Plemper und ihre Kolleginnen staunen darüber, dass selbst ein Großteil der Jüngsten im Alter von einem bis drei Jahren nach der langen Kita-freien Zeit keinerlei neue Eingewöhnung gebraucht hat. „Es ist, als ob nichts gewesen ist“, sagt die Leiterin der Einrichtung, „es läuft klasse.“ Die Jungen und Mädchen seien froh, dass sie wieder mit Freunden spielen dürften. Auch für die Eltern seien die vergangenen Monate herausfordernd gewesen.

Eine Herausforderung für die Kita liegt nun darin, mit weniger Personal als sonst die üblichen Öffnungszeiten abzudecken, denn auch im Kinderhaus Zügernberg gibt es Erzieherinnen, die zur Corona-Risikogruppe gehören und nicht in der Einrichtung arbeiten können. Hinzu kommt, dass die Gruppen selbst in den Randzeiten nicht zusammengelegt werden dürfen, sondern von der ihnen jeweils zugeordneten Erzieherin betreut werden müssen. So könne es passieren, dass vier Kolleginnen fünf Kinder betreuten, erklärt Plemper. Wenn jetzt noch jemand ausfalle, gebe es keine Personalreserven mehr.

Auf der Suche nach Verstärkung

Ganz ähnlich sieht die Situation in Waiblingen aus. Vom Personal der städtischen Kindertagesstätten gehöre rund ein Fünftel zur Risikogruppe, berichtet die Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr. Daher könne der Betrieb momentan nicht wie vor Corona laufen: „Betreuung vor 7 Uhr und nach 18 Uhr geht mit reduziertem Personal nicht mehr“, sagt Dürr. „Wenn jetzt noch irgendetwas kommt, kann es sein, dass wir das Angebot wieder einschränken müssen.“ Deshalb sei man derzeit auf der Suche nach weiteren geeigneten Kräften – diese müssten nicht zwingend eine Ausbildung zur Erzieherin vorweisen können. „Aber man muss natürlich sehr gut mit Kindern umgehen können“, betont die Christiane Dürr. Die Qualität der Kinderbetreuung dürfe trotz der erschwerten Bedingungen nicht leiden.

Mit erschwerten Bedingungen hatten die Kitas schon vor der Wiedereröffnung zu kämpfen: So seien die Hinweise zur Umsetzung der Verordnung erst am Mittwoch eingegangen – bis Montag habe alles fertig sein müssen, berichtet Dürr. „Da möchte ich den Einrichtungen ein großes Dankeschön für ihren Einsatz aussprechen – und auch den Eltern für ihre Geduld. Ich habe den Eindruck, dass man auf allen Seiten großes Verständnis hat.“

Ein Junge wollte nicht mehr gehen

Zu den Maßnahmen in den Kitas gehört etwa der Mindestabstand zwischen Erwachsenen, für Kinder gilt er nicht. Den Schützlingen werden spielerisch Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges und gründliches Händewaschen nahegebracht. Der Gesundheitsschutz liege allen sehr am Herzen: „Wir alle haben die Aufgabe, als Vorbild voranzugehen“, sagt Christiane Dürr. Denn sollte es zu Corona-Infektionen kommen, müsste die Kinderbetreuung wieder zurückgefahren werden. Davor hatte ein Junge in einer Waiblinger Kita offenbar große Angst – er wollte zunächst gar nicht mehr nach Hause gehen, weil er nicht wusste, ob er am nächsten Tag wiederkommen darf.