Der Bezirksbeirat Obertürkheim hat sich ein Bild von der Situation in den Kitas gemacht. Die Warteliste für Eltern, die Kinder in einer der Tageseinrichtungen in dem Stuttgarter Stadtbezirk unterbringen wollen, ist lang.

Obertürkheim - Die Warteliste für Eltern, die Kinder in einer der beiden Tageseinrichtungen im Stadtbezirk unterbringen wollen, ist lang. Laut Bastian Krüger vom Jugendamt Stuttgart fehlen für Kinder unter drei Jahren derzeit 18 Plätze, bei Kindern über drei Jahren sind es sogar 29. Angesichts dieser angespannten Versorgungssituation begab sich der Bezirksbeirat in seiner letzten Sitzung „außer Haus“, um sich vor Ort über die Situation zu informieren: in der Kita Luise-Benger-Straße und in der Kita Kleine Gasse. Und danach ging es noch in das Gebäude in der Trollinger Straße, in dem vormals die Interims-Kita untergebracht war. Denn trotz eines aktuell ablehnenden Bescheides hat der Bezirksbeirat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, in diesem Haus eine Dauereinrichtung zu bekommen, um so die Versorgungslücke zu schließen.

 

Bei diesen Ortsterminen gab sich das Gremium das Sahnestück gleich vorneweg: Es besuchte die Kita Luise-Benger-Straße samt Anbau für Kinder unter drei Jahren. Diese war nach einer über zwei Jahren sich ziehenden Sanierung voller Wechselfälle im Sommer wieder eröffnet worden. Wie ein großes Durchatmen wirkte da die Begrüßung durch Angela Breining, der Leiterin der Kita: „Ja, es hat sich viel getan!“ Begeistert zeigte sie sich vom großzügigen Raumangebot: „Alles auf einer Fläche, ohne Treppen. Das ist ideal.“

Beim Durchgang konnten sich die Bezirksbeiräte einen Eindruck davon verschaffen, wie die einzelnen Räume in der Kita nach dem „Einstein-Prinzip“ bestimmten „Funktionen“ zugeordnet sind, die spezifische „Bereiche der pädagogischen Anregung“ repräsentieren. Ein Raum etwa für Experimente und Werken, einer für Rollenspiele mit Puppenecke, eine Kreativ- und Schreibwerkstatt, ein Ruhe- und Schlafraum, eine Rumpelkammer, die einmal Tee-Zimmer werden soll, dazu ein faszinierend vielgestaltig bestückter, großer Bewegungsraum. Und in der offenen Kita-Mitte blieben gleich ein paar Kandidaten am Tischkicker hängen.

Jedes Zimmer hat eine eigene Tür ins Freie

Genial findet Breining den Garten, zumal jedes Zimmer eine eigene Tür ins Freie hat. „Super gut angenommen“ werde in der von 8 bis 16 Uhr geöffneten Ganztageseinrichtung das Mittagessen: „Die Kinder haben sichtbar Freude daran, in dieser schönen Atmosphäre zusammen zu essen.“ Aktuell sind hier 40 Kinder untergebracht: „Aber wir befinden uns noch in der Aufbauphase. Von der Konzeption her können hier bis zu 70 Kinder betreut werden, davon zehn unter drei Jahren“, erklärte die Kita-Leiterin, fügte aber mit einiger Skepsis hinzu: „Es ist sehr schwierig, dafür das erforderliche Personal zu bekommen.“

Wer nun erwartete, in der in die Jahre gekommenen Kita Kleine Gasse ein tendenziell tristes Gegenbild zu erleben, sah sich schnell eines Besseren belehrt: „Wir sind ganz klein, aber wir sind gut ausgestattet und haben unseren Weg gefunden“, betonte die Kita-Leiterin Inge Weschler. Ein Pfund sei der große, hohe Raum: „Wenn man als Kind auch mal laut sein muss.“ Ebenfalls nach dem „Prinzip Einstein“ arbeitend, seien die Funktionen eben nicht einzelnen Räumen, sondern auf dem gegebenen Platz in Bereiche gegliedert. Mal-, Mathe-, Buchstaben- und Leseecke etwa, Spielküche und Haba-Bahn oder eine auf zwei Quadratmetern platzierte „Bewegungsbaustelle“: „Die Kinder nehmen das gut an.“ Aktuell werden hier 22 Kinder betreut. Alle aus Uhlbach, gemäß dem Prinzip wohnortnahe Versorgung. Eine Warteliste gebe es nicht, berichtete Weschler. Bauliche Defizite benannte sie auf Nachfrage: „Das ist alles Stand 1960-er Jahre. Durch die Fenster kann man eine Zeitung schieben.“

Dass das Gebäude Kleine Gasse „nicht mehr den derzeitigen Anforderungen und Standards an den Betrieb einer Kindertagesstätte“ genüge, stellt Bürgermeister Michael Föll im von Bezirksvorsteher Peter Beier verlesenen Antwortschreiben auf einen Antrag des Bezirksbeirates fest, der im Juni zum wiederholten Male die dauerhafte Nutzung des unmittelbar benachbarten, leer stehenden Gebäudes in der Trollingerstraße 11 forderte. Fölls Feststellung galt auch diesem Gebäude. Aktuell sei das Hochbauamt mit einer neuerlichen Prüfung befasst. Auch unter dem Aspekt, ob „das Gebäude mit einem vertretbaren Kostenaufwand zur Unterbringung von Drei- bis Sechsjährigen genutzt werden kann“. Vor Ort bekräftigte das Gremium sein Begehr, das Eckard Jäger (SPD) so auf den Punkt brachte: „Es ist naheliegend, diese beiden Häuser miteinander zu verbinden und als Kita zu nutzen.“