Fast vier Millionen Euro hat die Stadt in den Umbau und die Erweiterung der Kläranlage gesteckt. Der Bürgermeister ist zufrieden, dass dieses größte Bauprojekt der Stadt nun fertig geworden ist.

Weil der Stadt - Von der S-Bahn aus oder bei der Fahrt zum Wertstoffhof war es allenfalls zu erahnen. Der Umbau der Kläranlage im Industriegebiet war das größte Bauprojekt in Weil der Stadt in den vergangenen beiden Jahren. Ähnlich aufwendig waren nur der neue Kindergarten in Schafhausen und die Mensa und neue Klassenzimmer in Merklingen.

 

„Neue Marktplätze und Kindergärten sieht man, was hier verbaut wurde, sieht man nicht“, sagt der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber (CDU), als er am Freitagmorgen zusammen mit dem Vize-Landrat Martin Wuttke, mit Gemeinderäten, den Planern und Baufirmen die neue Kläranlage eröffnet.

Die wasserrechtliche Betriebserlaubnis für die Kläranlage war im Dezember 2017 ausgelaufen, deshalb war der Neubau unumgänglich. Vier Millionen Euro hat das Projekt verschlungen, das Land beteiligte sich mit einem Zuschuss von 1,5 Millionen. „Ohne Zuschüsse wäre der Bau nicht möglich gewesen, da die finanzielle Lage der Stadt stets angespannt ist“, sagt Schreiber. Der Bürgermeister ist froh, dass der Bau ohne große Kostensteigerung fertiggestellt wurde.

Kapazität der Anlage hat sich nun verdoppelt

Zwei neue Belebungsbecken, die nun 3100 Kubikmeter fassen, waren Teil des Projekts. Darin bauen Kleinlebewesen wie Einzeller und Bakterien das Abwasser ab. Gebaut wurde zudem ein zweites Nachklärbecken. Die Kapazität dieser Anlage, in der ebenfalls Bakterien tätig sind, hat sich nun verdoppelt. Hat die Weiler Kläranlage früher 65 Liter pro Sekunde reinigen können, so sind es jetzt 125 Liter.

„Vor allem bei viel Regen war die frühere Anlage zu klein“, berichtet der Pforzheimer Ingenieur Frank Kuhnle, der das Projekt geplant und organisiert hat. „Da wir vorher nur ein Becken hatten, waren Reparaturen auch immer sehr kompliziert.“ Aber nicht nur an den Becken ist gearbeitet worden. Drei neue Schneckenpumpen hat die Kläranlage bekommen, die sich permanent drehen und Abwasser nach oben pumpen. Teil des Projekts war außerdem ein neues Gebäude für Gebläse und Schaltschränke sowie Sanierungen an verschiedenen Stellen des Bestands.

„Sie haben wirklich Grund zu feiern“, sagt der Vize-Landrat Martin Wuttke, der im Landratsamt unter anderem die Bereiche Wasserwirtschaft und Umweltschutz verantwortet. Der Kreis Böblingen sei wasserarm und habe sehr wenige Bäche und Flüsse – deshalb ist der Anteil des Wassers aus Kläranlagen vergleichsweise hoch. „Bei uns ist es deshalb besonders wichtig, dass sauberes Wasser zugeführt wird“, sagt Wuttke.

Ein besonderes Lob hat er für den Kläranlagen-Leiter Volker Weber und seine beiden Mitarbeiter mitgebracht. „Während des Baus wurden die Grenzwerte nicht überschritten“, berichtet Martin Wuttke – obwohl die Anlage immer unter Volllast weiterlaufen musste. „Da haben Sie ein Kunststück vollbracht.“

Spatenstich im März 2017

In den 60er Jahren hatte man die Kläranlage ins Industriegebiet, in den Nordosten Weil der Stadts, verlegt. Aus dieser Zeit stammen auch noch viele Teile der Anlage, die jetzt modernisiert oder ersetzt wurden. 50 Jahre lang hatte sich zum Beispiel ununterbrochen die spiralförmige Schneckenpumpe gedreht. In den 80er Jahren wurden der Faulturm, ein Gasbehälter und das große Betriebsgebäude ergänzt. Jetzt also hatte die Kläranlage ihre dritte große Veränderung erfahren. Der Spatenstich dazu fand Ende März 2017 statt.

„Damit sind wir gut gerüstet für die Zukunft“, sagt der Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber. Er ahnt aber schon jetzt, dass sich die Gesetze verschärfen werden. Themen der Zukunft sind zum Beispiel die Entfernung von Mikroplastik, resistenten Keimen und Arzneimittelresten. Mit Blick auf den Vize-Landrat aber sagt Schreiber: „Geben Sie uns, zumindest hier in Weil der Stadt, eine Verschnaufpause.“