Ein Damm soll das Klärwerk Möhringen künftig vor Hochwasser schützen. Die Verwaltung hat dem Bezirksbeirat entsprechende Pläne vorgestellt. Das Bauwerk schlägt mit rund drei millionen Euro zu buche und könnte 2017 fertig sein.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Keiner weiß, wann er kommt. Sicher ist nur, dass er kommt. Irgendwann wird es wieder einen Starkregen geben wie damals im Juli 2010, als das Klärwerk in Ditzingen überflutet wurde. Oder auch im vergangenen Sommer, als die Wassermassen Klärwerke entlang der Körsch bedrohten und auch überschwemmten. Die Stadt Stuttgart will sich wappnen. Sie ist Mitglied im Zweckverband Hochwasserschutz Körsch – ebenso wie Denkendorf, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern. Die Kommunen haben ein Gesamtkonzept erarbeiten lassen. Das Ergebnis: im Einzugsgebiet des Flusses werden insgesamt neun Regenrückhaltebecken gebaut.

 

Die ersten sind schon fertig, beispielsweise der Erbgraben in der Nähe der Firma Roto Frank in Leinfelden. Nun soll das erste Becken auf Stuttgarter Gemarkung entstehen, genauer gesagt beim Klärwerk Möhringen. Hartmut Klein, Abteilungsleiter bei der Stadtentwässerung Stuttgart, und Nina Winkler, Geschäftsführerin des beauftragten Ingenieurbüros Winkler und Partner, stellten die Pläne am Mittwoch im Bezirksbeirat vor.

Westlich des Klärwerks soll ein Damm gebaut werden. Er wird eine Länge von 110 Metern und eine Höhe von maximal 5,7 Metern haben. Im Norden endet das Bauwerk an dem Weg „Körschwiesen, im Süden am Waldrand. An den Enden läuft der Damm sacht aus. Der Wald bleibt unangetastet. Der Erdwall wird begrünt und eine flache Neigung haben, damit er sich gut in die Landschaft einpasst. Oben soll ein Dammkronenweg verlaufen.

Gewappnet für ein Jahrhundert-Hochwasser

An der tiefsten Stelle wird es ein sogenanntes Auslaufbauwerk aus Beton geben. Wenn der Zulauf zur Körsch wegen starker Regenfälle eine gewisse Wassermenge übersteigt, schließen sich die Drosselschieber. Das Wasser wird zu einem See aufgestaut. Im Extremfall kann dieser 67 200 Kubikmeter Wasser fassen. Statistisch gesehen wird es dazu aber nur alle 100 Jahre kommen. Bis zu dem Auslass soll die Körsch „naturnah“ geführt werden, wie es im Fachjargon heißt. „Wir wollen Flora und Fauna so wenig wie möglich beeinflussen“, sagte Nina Winkler. Zusätzlich wird auf dem Gelände des Klärwerks zwischen den Gebäuden und der Körsch eine 1,10 Meter hohe und 375 Meter lange Schutzwand gegen das Hochwasser gebaut.

Die Verantwortlichen schätzen die Kosten auf rund drei Millionen Euro. Das sind 200 000 Euro mehr als 2012, als Hartmut Klein dem Bezirksbeirat erste Überlegungen vorstellte. Zwei Drittel der Kosten übernimmt das Land. Die Stadt will das Projekt im Herbst zur Genehmigung einreichen. Dann sollen auch die Betroffenen informiert werden. 2016 könnten die Bagger anrollen, 2017 soll alles fertig sein.

Nur wenige Nachfragen

Die Möhringer Bezirksbeiräte hatten nur wenige Nachfragen. Rüdiger Reinboth (Grüne) fragte nach der Biotop-Bilanz. Nina Winkler erklärte, dass es diese noch nicht gebe, da sie erst Teil des Planfeststellungsverfahrens sei. Derzeit sei aber gerade einmal die technische Planung nahezu beendet. Hartmut Klein ergänzte, dass es eine öffentliche Bekanntmachung im Amtsblatt geben werde und man die Möglichkeit habe, sich zu beteiligen.

Axel Brodbeck (Freie Wähler) wollte wissen, ob negative Auswirkungen für die „Menschen hinter dem Staudamm“ zu erwarten seien und ob diese dann „alle halbe Jahre einen See vor ihrer Haustür“ hätten. Nina Winkler antwortete, dass es in der Regel gar keinen See gebe. Und selbst im Falle eines Hochwassers würden eigentlich nur städtische Flurstücke überschwemmt werden. So sollen auch die nahe gelegenen Kleingärtner nicht um ihre Ernte bangen müssen. Mit diesen Aussagen gaben sich die Lokalpolitiker zufrieden. Sie nahmen von dem Projekt zustimmend Kenntnis.