Die etwas andere Rosenmontagsparty lockt mehr Fans als erlaubt ins Blaue Haus. Wer drin ist, erlebt ein Konzert der Extraklasse.

„Hier sitzen noch einige wartende Gäste im Eingangsbereich, aber mehr als 125 dürfen wir aus brandschutztechnischen Gründen nicht reinlassen“, bedauert Gabi Branz, Programmleiterin des Blauen Hauses nach dem ersten Set der „Hausband“ Bluefonque. Einmal im Monat, immer montags, füllt die Formation um Bassist Alvin Mills die Kulturstätte.

 

Ein Stimmwunder aus Sizilien

Kein Wunder, hat der US-amerikanische, in Böblingen wohnhafte Vier-Saiten-Meister doch einige Cracks um sich geschart, wie den Grönemeyer-Keyboarder Rainer Scheithauer, Purple-Schulz-Drummer Stephan Schuchardt oder den ehemaligen Al Jarreau-Begleiter Arno Haas am Tenorsaxofon. „Die Band ist einfach gut und kein Abend läuft gleich ab“, schwärmt Branz. Mills greift immer wieder in seine Beziehungs-Wundertüte, um großartige Sängerinnen und Sänger daraus hervorzuzaubern. Am Rosenmontag ist es Daria Biancardi aus Palermo. Nach dem Opener, einer Scheithauer-Komposition, begrüßt Mills das Stimmwunder aus Sizilien.

Bereits nach den ersten Takten bleiben einige Münder offen und manche mögen sich die Augen reiben, um sich zu vergewissern, dass da weder Aretha Franklin, noch Tina Turner oder Janis Joplin in Aktion tritt. Mit unglaublicher Soul-Power werden in den kommenden zweieinhalb Stunden Hits aus der Blues-Funk-Soul-Kiste ausgepackt.

Fliegen, üben, auftreten

Ein ums andere Mal gibt es Szenenapplaus für Biancardis schier unbegrenzten Tonumfang. Auch in schwindelerregenden Höhen intoniert sie leicht und treffsicher mit einem gewinnenden Lächeln. Als Mitglied der International Blues Foundation ist die Italienerin europaweit unterwegs. Sie hat lange in den USA gelebt, wo ihre Blueswurzeln gut genährt wurden, sodass ein kraftvolles und prächtiges Gewächs daraus hervorging. Unter anderem war sie inzwischen der Opener für das Konzert von Earth Wind & Fire in Taormina (Sizilien) und arbeitete mit dem legendären John Castellano und seiner Soul & Bluesband zusammen.

Am Morgen dieses Montags ist sie in Palermo abgeflogen, hat kurz geschlafen, danach etwa fünf Stücke mit der Band angespielt, um dann für den Abend gewappnet zu sein. Auch einige italienische Besucher sind im Blauen Haus. Sie gehen immer wieder mit der Sängerin in Interaktion, was der hervorragenden Gesamtstimmung einen Extraauftrieb verleiht. Am Ende kommt einer von ihnen gar auf die Bühne, um „Kiss“ von Prince zu intonieren. Kenner der lokalen Musikszene machen ihn – logisch – als Silvestro De Vito von der Sindelfinger Band Breaze aus. Mit seiner Interpretation des Prince Titels macht er Lust auf seinen eigenen Auftritt mit Breaze am 31. Oktober – natürlich im Blauen Haus.

Ein außerirdischer Abend

Dank der italienischen Stimmungsmacher im Publikum schwappt deren Lebens- und Sangesfreude auf alle anderen über. Kombiniert mit den heißen Rhythmen von Bluefonque ist Tanz-Party angesagt, sofern der proppenvolle Raum noch den nötigen Platz dafür bietet. Ausgelassenheit, Freude und Fröhlichkeit in den Gesichtern der Gäste und einmal mehr steht das Blaue Haus für einen Ort, an dem sich Menschen begegnen.

Ohne Zugabe kommt die Band nicht von der Bühne. Die wird gleich als Medley präsentiert, bei dem die Musiker ein weiteres Mal vorgestellt werden. „All the way from Palermo“, fügt Mills seiner Ansage an. Dem entgegnet Biancardi mit Blick auf Alvin: „All the way from another planet“. Dem bleibt allenfalls noch hinzuzufügen, dass die Qualität jedes einzelnen Musikers wohl das Prädikat „außerirdisch“ verdient hat.