„Klasse! Wir singen!“ heißt eine Aktion von Singen e.V. Die Kinder üben in den Klassen ein Liedprogramm ein und treffen sich dann zum gemeinsamen Liederfest. Und die Porsche-Arena ist voller singender Kinder.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Einer der Hits des Tages hat für 5000 junge Jugendliche und Stuttgarter nichts mit dem Wummern auf dem Wasen zu tun. Das Lied, das durch und durch geht, ist keiner der Songs, die bei den Hip-Hop-Open am Neckarufer dröhnen. Es ist 174 Jahre alt und ließ bei den Großeltern im Publikum feuchte Augen und Gänsehaut aufkommen. Aus 2700 Kehlen erklingt „Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsre weit und breit“. Beim Liederfest in der Porsche-Arena treffen Schulklassen aus der ganzen Region zusammen und singen alte, neue, ruhige und fetzige Lieder. Auch wenn mal ein Einsatz nicht klappt oder ein Ton nicht stimmt, alle sind von ganzem Herzen dabei. Das ist Sinn und Zweck der Übung.

 

„Klasse! Wir singen!“ heißt die Aktion, die von dem Verein Singen und dessen Vorsitzendem Gerd-Peter Münden im Jahr 2007 ins Leben gerufen wurde. Klassen vom ersten bis zum siebten Schuljahr können daran teilnehmen. Dezentral üben sie mit ihren Lehrern das vorgegebene Programm ein und kommen zum Finale in einer Veranstaltungshalle zusammen.

Der Schülerchor füllt die halbe Halle

In der Porsche-Arena sieht das am Samstag so aus: die eine Hälfte ist voller junger Sänger, die andere füllt das Publikum. Ein Chor, fast so groß wie das Publikum. Da darf man schon etwas Lampenfieber haben. Doch der Dirigent der Stuttgarter Liederfeste – das große Singen ist auf zwei Shows aufgeteilt – nimmt den Kindern die Nervosität.

„Er hat das super gemacht und nicht zu schnell dirigiert, so konnten wir prima mitkommen“, lobt Charlotte Ryll aus Weilimdorf den Mann am Pult. Der weiß, was er tut, denn den Taktstock schwingt Rainer Johannes Homburg, der Leiter der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben.

Hundertprozentig richtig sei nicht alles gewesen. Ein junger Sänger in den Reihen der Reisach-Schule habe bei „Morning has broken“ den Einsatz verpasst und den falschen Text angestimmt. „Aber war nicht schlimm“, fügt die Neunjährige schnell hinzu. Und wer es war, das verraten die Schüler sowieso nicht. „Morning has broken“, das schon zu Zeiten ihrer Eltern auf der Hitliste für den Schulmusikunterricht stand, bleibt außerdem sowieso Charlottes Lieblingslied aus dem „Klasse! Wir singen!“-Programm.

Alessia Strenkert-Garcia mag es ebenfalls getragen: „Nach dieser Erde wäre da keine, die des Menschen Wohnung wär“ heißt es in dem Lied, das der zwölfjährigen Kornwestheimerin besonders ans Herz gewachsen ist. In ihrer fünften Klasse der Eugen-Bolz-Schule habe niemand etwas gegen das Singen gehabt. „Alle fanden es gut“, sagt die Schülerin.

Singen in der Schule fördert die Konzentration

Damit ist das Ziel erreicht, meint Rainer Johannes Homburg. Es gehe bei dem Schulklassenprojekt nicht darum, Nachwuchs für Chöre heranzuziehen, sondern darum, das Singen wieder in den Schulalltag zu integrieren. Wichtig sei das auch für Lehrer, die nicht Musik unterrichten, findet der Chorleiter. „Wenn er merkt, es wird unruhig, dann kann er zwischendurch ein Lied mit der Klasse anstimmen“, rät Homburg. Die Klasse sammele sich dann und sei wieder bei der Sache.